Månegarm “Legions of the North“ / VÖ 28.06.2013
Zugegeben:
Ein wenig skeptisch war ich schon vor dem ersten Hören von Månegarms
mittlerweile siebtem Langeisen „Legions of the North“. Mit dem
Vorgänger „Nattväsen“ (2009) wollte ich irgendwie nicht so recht warm
werden. Dann kamen noch personelle Querelen hinzu. Nach dem Ausstieg
von Bassist und Gründungsmitglied Pierre Wilhelmsson, der zudem für die
schwedischen Lyrics zuständig war, verließ letztes Jahr auch noch
Teufelsgeiger Janne Liljekvist die Band. Doch trotz dieser schlechten
Vorzeichen kann ich alle Månegarm-Fans (und in erster Linie mich
selbst) beruhigen. „Legions of the North“ ist ein wirklich starkes
Stück schwedischen Viking Metals geworden. Zwar donnert der Opener und
Titeltrack (nach stimmungsvollem Intro) ziemlich gewalttätig aus den
Boxen, doch der erste Eindruck wird ziemlich bald widerlegt. Månegarm
haben sich weder von ihrem guten Gespür für Melodien noch von ihren
folkigen Trademarks verabschiedet. Lediglich der schwedische Gesang ist
auf der Strecke geblieben. Was hier an Authentizität eingebüßt wird,
könnte dafür an größerer Eingängigkeit und Zugänglichkeit für Hörer
außerhalb des skandinavischen Raums auf der Habenseite verbucht werden.
Zieht man Intro und zwei kurze akustische Zwischenspiele ab, bleiben
acht (auf der Digi neun) Songs, von denen einige wirklich herausragend
sind. Allen voran die Hymne „Sons of War“, die sehr eingängig angelegt
ist (inklusive Running-Wild-Gedächtnismelodie) und deren Chorus
garantiert bei den nächsten Touren fleißig mitgegröhlt werden dürfte.
Fast noch besser gefällt mir „Echoes from the Past“, das auch Amon
Amarth gut zu Gesicht stehen würde. Im ruhigen Mittelteil gibt es einen
gelungenen Einsatz weiblicher Vocals. Für diese zeichnet sich diesmal
allerdings nicht die altbekannte Umer Mossige-Norheim (Två Fisk och en
Fläsk) verantwortlich, sondern die in Schweden recht bekannten Folk-
und Pop-Sängerin Stina Engelbrecht. Letztere kommt auch bei dem das
Album abschließenden „Raadh“ – dem einzigen schwedisch gesungenen Track
auf „Legions of the North“ – zum Einsatz. Eine wirklich einfühlsame
Folknummer, die wenn es nach mir ginge, nur deutlich länger hätte
ausfallen dürfen. Frontmann Erik Grawsiö kann hier zudem im Duett mit
Stina Engelbrecht beweisen, dass er neben Brüllen, Growlen, Shouten
auch eine angenehme Klargesang-Stimme hat. Ein weiterer bemerkenswerter
Song ist „Hordes of Hel“. Der mitreißende Stampfer weckt ein paar
seltsame Assoziationen zu Motörheads „Orgasmatron“. Neben der
Grundstruktur liegt das vor allem an dem „I am the One...“-Einstieg und
der Zeile „I will cut you down“ gegen Ende. Aber natürlich hat das
Stück seine eigene typische Månegarm-Folk-Note.Unter dem Strich sind
Månegarm auf „Legions of The North“ ihrer Linie treu geblieben und
beweisen erneut, dass ihnen im Bereich des folklastigen Viking Metals
keiner etwas vormachen kann. Vor allem an Abwechslung kann das neue
Album einiges vorweisen, wurden doch zum Teil die extremen Wurzeln der
Band betont, auf der anderen Seite haben so viele eingängige Melodien
wie nie zuvor Einzug auf ein Album der Jungs aus Norrtälje gefunden.
Das klischeehafte aber trotzdem (oder gerade deswegen) gelungene Cover
aus der Feder (dem Computer?) von Kris Verwimp rundet den positiven
Gesamteindruck ab.
Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de