Mandrake „Mary Celeste“ / VÖ 30.11.2007

 

 

Gothic Metal. Was wurde mit diesem Begriff nicht vor allem in den letzten 1-2 Jahren schon für Schindluder getrieben. Jede Formation mit weiblichem Gesang und dem kleinsten Ansatz von symphonischen bzw. nur annähernd düsteren Einflüssen hatte den verschwenderisch eingesetzten Stempel schneller auf der Stirn als Einspruch eingelegt werden konnte. Dabei war von der eigentlichen Genrebedeutung zuletzt kaum noch etwas übrig geblieben. Umso erfreulicher ist es, dass mit Mandrake auch mal wieder ein Band von sich Reden machen kann, die den ursprünglichen Maßstäben und Rahmenbedingungen dieses Genres auch gerecht wird.

 

Denn die Niedersachsen orientieren sich auf „Mary Celeste“ deutlich hörbar an dem, was den eigentlichen Gothic Metal ausmacht. Soll heißen: Ein gesunder Härtegrad, eine Atmosphäre, die zwischen Melancholie und Düsternis hin und her pendelt, stimmungsvolle, aber nicht zu aufdringliche Keyboard-Kaskaden und eine traurig-schöne weibliche Stimme, die so etwas wie den Lichtblick im finsteren Unterholz darstellt. Und eben ein solches Album haben Mandrake mit ihrem vierten Longplayer vorgelegt. Hier schwelgt etwa ein „Fragile“ in doomig-verträumten Visionen und wird mit „Adore“ von einem Stück gefolgt, das sich zwar einer gewissen Eingängigkeit rühmen kann, das aber ungeachtet dessen immer noch aufzeigt, dass Mandrake sich ihrer Genrewurzeln wie etwa älteren Paradise Lost oder My Dying Bride durchaus bewusst sind. Dem völligen Selbstmitleid ergibt man sich unterdessen nicht, denn trotz aller Schwere im Gesamtsound hat dieses Konzeptalbum auch einen Hang sich nicht zum alles positive mit sich reißenden Strudel zu entwickeln.

 

„Mary Celeste“ ist so etwas wie das Stiefmütterchen des Gothic Metal 2007. Denn den Underdog Mandrake hatten sicher nur die wenigsten auf dem Zettel, selbst wenn der Vorgänger „The Balance of Blue“ schon einige gute Ansätze präsentieren konnte. Zu meiner Schade muss ich gestehen, dass auch ich meinen Landsleuten ein solch intensives Album nicht zugetraut hätte. Den Überraschungsmoment haben Mandrake sicher auf ihrer Seite, hoffen wir dass diesem Album jetzt auch die Aufmerksamkeit zu teil wird, die es zweifellos verdient hat.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 10.12.2007