Mandrake „Innocence Weakness“ / VÖ 21.05.2010

 

 

 

Eins ist klar: Ein all zu gutes Händchen für das perfekte Timing haben Mandrake und ihr Label unbestritten nicht. Wie sonst würde jemand auf die Idee kommen Gothic Metal-Perlen wie die vorliegenden Songs von „Innocence Weakness“ auf einer bunten, sommerlichen Wiese auszustreuen? Denn Saison für die hier feil gebotene Ware ist im Moment objektiv betrachtet nicht.

 

Womit wir das Thema „Fettnäpfchen“ auch schon wieder abgeschlossen hätten, denn abgesehen vom bescheidenen Timing machen Mandrake mit ihrem neuen Album keine gravierenden Fehler. Noch immer bieten sie mal deftige, mal anmutigere, klassisch-düstere Gothic Metal-Kost für Genre-Feinschmecker. Auf das blutjunge Kajaltrauerklößchen von nebenan zielen Mandrake nach wie vor nicht ab, sondern bedienen eher geschmackssichere Düsterliebhaber mit einer Schwäche für trendresistentes Handwerk. Gleichermaßen stoisch wie gekonnt vereinen die Norddeutschen auf ihrem fünften Album wieder Paradise Lost (Gitarren) mit Draconian (Gesang), machen auch aus ihrer Vorliebe für Katatonia keinen Hehl und zeigen mit den flirrenden Gitarren in der zweiten Hälfte von „A Serenade to the Sea“ noch einmal auf, was das letzte Novembre Album so grandios machte bzw. immer noch macht. All diese Vergleiche haben Mandrake im Grunde gar nicht nötig und doch helfen sie vor allem als Mittel zum Zweck um endlich mal ein paar mehr Hörer auf diese Band aufmerksam zu machen, die unbestritten ein größeres Publikum verdient hätte. Wer das Quintett, besonders auch den Vorgänger „Mary Celeste“, schon kennt, der wird sich auf „Innocence Weakness“ umgehend zurecht finden. Denn grundlegend geändert haben die Nordlichter ihren Stil nicht, jedoch ist die Stimmung des Albums diesmal etwas aufgehellter, positiver. Häufig sind diese Momente des Lichtes untrennbar mit dem Gesang von Frontfrau Birgit Lau verbunden (die Grunts hingegen predigen Härte und Schwärze), die hin und wieder für diese Art von Musik regelrecht optimistisch und hell klingt. Von gute Laune-Nummern kann natürlich dennoch keine Rede sein, denn das hier ist und bleibt Gothic Metal von der ersten bis zur letzten Sekunde.

 

Habt ihr euch jemals gefragt wie es klingen würde, wenn sich die Cranberries an genau diesem Genre versuchen würden? „Silhouette“ lautet die Antwort. Mit diesen Worten kann „Innocence Weakness“ zustimmend nickend zurück in den Plattenschrank geschoben werden. Allerdings nur um dort zu warten bis die Tage wieder kürzer und die Nächte kälter werden. Genau dann wird dieses Album garantiert sein großes Revival feiern. Wobei: Kann Qualität überhaupt ein Saisonkriterium sein?

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 08.06.2010