Mammoth Storm “Fornjot“ / VÖ 06.11.2015

 

 

Doom Metal aus Schweden? Da war doch was? Genau, keine zwei Wochen her, dass ich an dieser Stelle das neue Draconian Album besprochen habe. Neben Herkunftsland und Label (beide Bands stehen bei Napalm Records unter Vertrag) gibt es noch eine weitere Gemeinsamkeit. Draconian-Gitarrist Daniel Arvidsson ist gleichzeitig Bassist und Frontmann bei Mammoth Storm. Hier nur von einem Nebenprojekt zu sprechen, wird der Sache aber wohl nicht gerecht. Denn im Gegensatz zu Draconian wird das Mammoth Storm Debüt auch live mit einer kurzen Tournee im Vorprogramm von Ahab promoted. Auch musikalisch gibt es deutliche Unterschiede, selbst wenn man beides grob in die Schublade Doom Metal stecken kann. Während Draconian die Gothic- und Death Metal Elemente hochhalten, sind es auf „Fornjot“ eher die traditionellen Black Sabbath, Candlemass, Cathedral Einflüsse, die zum Tragen kommen sowie gewisse Stoner Rock Anleihen. Der Bandname beschreibt die Musik des Trios schon recht treffend. Ein Urzeit-Gigant, der sich seinen Weg in die Hirnwindungen seiner Zuhörer bricht – langsam aber unaufhaltsam. Gerade mal sechs Stücke auf rund 54 Minuten (darunter ein relativ kurzes Instrumental) zeigen ganz deutlich. Hier ist epische Breite angesagt. Zwei Songs knapp unter der Zehnminutengrenze, zwei deutlich darüber. Wir haben es hier also mit Musik zu tun, die Repitition als bewusstes Stilmittel einsetzt. Auf gut Deutsch: Man kann auch schon mal zwischendurch aufs Klo gehen, und wenn man zurück kommt läuft immer noch das gleiche Riff. Doch Obacht: Wenn man Pech hat, verpasst man gerade dann einen jener Momente, der „Fornjot“ eben zu etwas Besonderem macht und aus dem Einheitssumpf herausragen lässt. Zumeist sind es klirrende, melodische Gitarrenriffs, die dem monotonen Gestampfe entgegengesetzt werden und eine nahezu hypnotische Wirkung entfalten (z. B. „Horns of Jura“ oder im Opener „Augurs Echo“). Manchmal ist es aber auch ein gezielt gesetztes Break, das einen Basslauf einleitet (ebenfalls „Horns of Jura“) oder dezente Chöre („Hekla“).  Auch Meister Arvidsson weiß seine Stimme einzusetzen. So gefällt diese besonders, wenn er seinen gequält, rauen Gesang, durch cleane Flüstervocals ergänzt, die an alte Tiamat-Zeiten erinnern (vor allem der Titelsong „Fornjot“ und das bereits mehrfach erwähnte „Horns of Jura“ sein hier genannt). Dass das knapp dreiminütige Instrumental „Sumerian Cry“ heißt, also genauso wie das Tiamat-Debüt, ist vielleicht mehr als nur ein Zufall.

 

Erwähnt werden muss noch, dass Mammoth Storm sich textlich mit der nordischen Mythologie befassen. Für eine Band dieser musikalischen Ausrichtung eher ungewöhnlich, wenn man weiß, das Fornjot (Fornjótr) einen urgewaltigen Riesen beschreibt, der über Teile Skandinaviens herrschte, ist es doch auch wieder halbwegs stimmig. Das Debüt der Schweden ist also oberflächlich betrachtet ein genretypisch etwas eintöniges Werk, dass es sich aber lohnt, in den Details genauer zu erkunden. Für Doom Metal Fans sicher eine sehr lohnende Angelegenheit.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de