Machine Head „Bloodstone & Diamonds” / VÖ: 07.11.2014

 

 

So. Erstmal vorweg, ich bin riesiger Fan dieser Band. Mein erstes Album war „Supercharger”, ich mag wirklich alle Alben von Machine fuckin´ Head und deshalb war die Erwartungshaltung natürlich riesig! Ich erwartete also ein Überkracheralbum, so wie es vor allem die letzten beiden Veröffentlichungen „Unto the Locust” und „The Blackening” waren. Weltklasse Alben, kompositorisch wie aus einem Guss, emotional und technisch ganz oben und voller Höhepunkte.

 

Nun habe ich also (natürlich) dieses Ding schon vor ´nem Monat vorbestellt und dann war es endlich da! Erster Durchlauf: Hmm. Zweiter Durchlauf: Doppel Hmm, aber auch geil. Dritter Durchlauf: Geil. Vierter Durchlauf: naja so geil auch nicht. Den etwa zehnten Durchlauf gab es dann eben mit ´nem Kumpel, der die Band ebenfalls gut kennt und dessen metaphorische Umschreibung von „Bloodstone & Diamonds” einfach perfekt passt: „Das ist, als müsste man im Supermarkt erst durch die Parfümabteilung, um zum Spielzeug zu kommen. Dann steht man vor dem Spielzeug und findet das irgendwie auch geil, aber merkt dass man das alles schon hat.” Nehmen wir mal an, diese CD ist der Supermarkt, die ganzen aufgesetzten oder viel zu langgezogenen Parts die Parfümabteilung (oder je nachdem was einen nicht interessiert) und die packenden Stellen, fetten Riffs und Höhepunkte dann die Spielzeugabteilung. Früher waren Machine Head ein verdammtes Toys World! Was läuft hier also anders als auf den viel gelobten und bei Fans und Presse beliebten Vorgängern? Machine Head haben einfach mal die Erfolgsformel über Bord geworfen. Nicht komplett, denn „Bloodstone & Diamonds” klingt natürlich nach der Band, die auf dem Cover steht, die aber bei weitem nicht die Qualität erreicht wie man es zuletzt gewohnt war. Die Songs wirken größtenteils wie Stückwerk. Man hatte ja vorab angekündigt, kürzere Songs schreiben zu wollen. Tatsächlich haben aber sieben der zwölf Songs über sechs Minuten Spielzeit, zieht man noch die beiden Interludes ab ist diese Zahl noch verwunderlicher. Einige Lieder wie zum Beispiel „Night of long Knives” oder „Game over” wirken so, als sollten sie ursprünglich eine radiofreundliche Länge haben, um dann aber doch noch mit drölf Riffs, Geflüster und vor allem mit den neuerdings omnipräsenten Streichern vollgepackt zu werden. Es wirkt, als würde die ordnende Hand fehlen, die aus den ganzen großartigen Ideen einen geschlossen Song macht. Von einem geschlossenen Album mag ich gar nicht reden, denn dazu ist das Ding hier zu zerstückelt.

 

 

Ich befürchte, dass diese ordnende Hand Adam Duce heißt, der ehemalige Bassist. Der neue Mann Jared MacEachern macht natürlich einen guten Job, wie die gesamte Band. Es ist auch ansonsten alles da wie immer, die Power, die Riffs, der Sound, die Technik... aber was nützt das, wenn man sich in Belanglosigkeiten verliert? Es ist natürlich nicht alles schlecht, mit „Bloodstone & Diamonds” heben sich Machine Head immer noch vom Großteil der Konkurrenz ab, die ihr Leben lang versucht, Nummern wie „Beneath the Silt”, „Killers & Kings” oder „In comes the Flood” zu schreiben und das nie hinbekommen wird. Irgendwie werde ich das Gefühl aber nicht los, dass manche Teile echt hätten gestrichen werden können. Natürlich wächst jedes Machine Head Album mit dem Hören, vielleicht auch dieses. Aber hätte wenn und wäre... wenn Adam Duce nicht gegangen worden wäre, hätte es vielleicht eine einheitlichere Komposition gegeben.

 

Nils Obergöker - www.sounds2move.de