Lyriel “Paranoid Circus“ / VÖ 29.01.2010

 

 

Über drei Jahre mussten die Fans der nordrhein-westfälischen Folk-Metal-Band Lyriel auf neues Futter warten. Doch nun ist das dritte Album „Paranoid Circus“ endlich am Start. Drei Jahre sind eine lange Zeit, die auch nicht spurlos an dem Septett aus Gummersbach vorüber gegangen ist. Neben dem Wechsel zum neuen britischen, auf Frauengesang spezialisierten Label Femme Metal Records, hat es auch musikalisch eine leichte Kurskorrektur gegeben. Weniger Metal, weniger Folk, dafür mehr Rock, Gothic und Romantik lässt sich auf „Paranoid Circus“ ausmachen.

 

Verschwunden sind zum Glück die eher weniger gelungenen Gesangparts von Hauptsongwriter Oliver Thierjung, der seiner Frau Jessica das Feld komplett überlässt. Eine gute Entscheidung, denn der liebliche Gesang der Frontfrau ist – neben den omnipräsenten, mal folkigen, mal kammermusikartigen Streichinstrumenten - das herausragende Merkmal von Lyriel, das auch dem neuen Album einen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Los geht es mit einem von Synchron- und Hörspielsprecher Simon Jäger vertonten Intro und dem etwas gewöhnungsbedürftigen „Welcome“, bevor an dritter Position das erste echte Highlight folgt. „Like a Feather in the Wind“ ist flott, folkig und weist einen eingängigen Refrain auf. Weitere herausragende Songs sind das anmutige Schlaflied „Lullaby“ und das wohl hitkompatibelste Stück „Foeman´s Bride“. Der Refrain „The higher you will go, the deeper you can fall“ ist zwar inhaltlich etwas banal, nach mehrmaligem Hören aber partout nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen. Bemerkenswert ist auch der Song „The Wolf“, der textlich auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Hermann Hesse aufbaut. Im Intro ist erneut Simon Jäger zu hören, der das Ende der Geschichte vorträgt. Da soll noch einer sagen, Metaller wären kulturlos! Leider baut die zweite Hälfte des Albums dann etwas ab. Die Halbballade „So long, my Love“, der Titeltrack oder das abschließende „Another Time“ wollen nicht so recht zünden. Außerdem wiederholt sich die Melodieführung etwas zu häufig, so dass das Album gegen Ende eher vor sich hin plätschert. Auch vermisse ich einen echten Übersong, wie ihn das Vorgängeralbum „Autumtales“ mit der deutsprachigen Kitschhymne „Regen“ zu bieten hatte.

 

Dennoch ist „Paranoid Circus“ ein gutes Album geworden, das ich Anhängern von seichtem Gothic-Metal (die leichte Folkeinflüsse ertragen) und unverbesserlichen Romantikern guten Gewissens empfehlen kann.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 01.02.2010