Lynard Skynyrd „Live at Rockpalast“ / VÖ 10.10.2008

 

 

Der WDR Rockpalast hat mal wieder in seinen unendlich scheinenden Archiven gewühlt und diesmal etwas für die Southern Rocker ausgegraben. Und das sprichwörtlich, denn diese DVD zeigt den 1996er Auftritt der Band auf einer der schönsten Open Air Bühnen Deutschlands, dem Amphitheater auf der Loreley.

 

Was dabei geboten wird ist klar: Der bekannte Stilmix aus Rock, Blues und Country, dazu allerlei fast ausschließlich betagtes Songmaterial, das die Zuschauer älteren Semesters schwelgerisch in Erinnerungen - vor allem wohl an die 70er Jahre – versinken lässt. In gewohnt souveräner Rockpalast-Manier wurde das Konzert seiner Zeit mit diversen Kameras eingefangen, die Schnitte machen Sinn, sind abwechslungsreich und nicht zu hektisch. Außerdem überzeugt die Tonqualität des Auftritts auf ganzer Linie. In Sachen Performance wird hingegen nicht all zu viel geboten: Ein wenig Schunkeln am Instrument hier, ein paar spärliche Geste von Sänger Johnny Van Zan (der anno 1987, zehn Jahre nach dem Unfalltod seines Bruders Ronnie dessen Platz bei Lynyrd Skynyrd eingenommen hatte)  dort, und dazu das eine oder andere Gitarrensolo, dargeboten mit einem Bierdeckelgroßen Bewegungsradius müssen fast über die volle Distanz reichen. Da auch das Publikum der Band keine „Crazy Metal Crowd“ ist, sollte diese Tatsache für die Fans eher eine untergeordnete Rolle spielen. Wichtiger dürfte sein, dass mit „Sweet Home Alabama“ – jüngst von Kid Rock auch der Bushido-Generation vorgestellt – und dem finalen „Free Bird“ die beiden Über-Evergreens der Band mit an Bord sind. Als Bonus gibt es dann noch ein paar richtig olle Schinken oben drauf, und zwar 3 Songs, die im Jahre 1974 in Hamburg mitgeschnitten wurden. Damals war man nicht nur Support für die noch nicht ganz zu Göttern erhobenen Queen, sondern auch gezwungen vor komplett bestuhltem Haus aufzutreten. Auf 16mm Film wurde damals ein Auftritt des mittlerweile legendären Original-Line-Ups mit den drei Jahre später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Ronnie Van Zant und Steve Gaines (Gitarre) eingefangen, von dem leider nur 3 Songs enthalten sind. Fans werden sich dennoch freuen, dass dieses für die Band und ihre Gefolgschaft wichtige Zeitdokument jetzt – zumindest teilweise – auf DVD erhältlich ist. Angesichts des Alters der Aufnahmen lässt die Bildqualität gemessen am heutigen Standard natürlich zu wünschen übrig, aber dafür hat man zumindest aus dem Sound hier und da noch etwas herauskitzeln können. Das war dann auch schon alles, was „Live at Rockpalast“ zu bieten hat, wenn man das dreiseitige Booklet mit allerlei Infos zu den Shows mal ausklammert. Fans und Nostalgiker werden an diesem Scheibchen sicher ihre helle Freude haben, für alle anderen bleibt dieses solide Produkt allerdings verzichtbar.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 30.10.2008