Lunik „Small lights in the dark“ / VÖ 14.05.2010

 

 

 

Nach dem folgenden Satz werden sich unsere Leser aus der schönen Schweiz vermutlich mit einem lauten Klatschgeräusch vor die Stirn packen. Aber von der Band Lunik habe ich vor diesem Album noch nie etwas gehört. Warum der Schweizer an sich das kaum wird glauben können? Weil die Band dort bereits ausverkaufte Tourneen spielt und der letzte Dreher namens „Preparing to leave“ locker Platinstatus holte. Der gemeine Spötter könnte jetzt rein rufen, dass es dafür im Alpenland sowieso nur 200 verkaufter CDs bedarf, aber das wäre 1. gemein und 2. sachlich falsch. Es sind nämlich 300.

 

Ok, die Flachwitze zurück in die Kiste und die Ohren auf. Denn Hohn und Spott haben Lunik für „Small lights in the dark“ sicher nicht verdient. Immerhin gibt das Quartett keinerlei Anlass aufgrund etwaiger Akustik-Fast-Food-Ambitionen die Nase zu rümpfen. So präsentiert man sich zwar überwiegend introvertiert und versucht gar nicht erst sich mit Händen und Füßen gegen den Pop-Stempel zur Wehr zu setzen, hat mit dem seelenlosen Konsumgut des Casting-Jahrzehnts glücklicherweise aber rein gar nichts zu tun. Denn über Qualität sagt diese Kategorisierung schließlich nicht immer etwas aus, man erinnere sich nur an den Qualitätsstandard der 80er Jahre. Dass „Small lights in the dark“ für dieses Album der treffende Titel ist, wird vom Opener „Everything means nothing“ plausibel erklärt, handelt es sich dabei doch um eine sehr ruhige, traurige Nummer, die zu Beginn aus nichts außer einem nachdenklichen Piano und der Stimme der talentierten Frontfrau Jael Krebs besteht und die dann mit ruhigem Schlagzeug und feinen Streicherarrangements (echtes Ensemble, keine Konserve) schummriges Licht in die Dunkelheit bringt. Ein Songkonzept, zu dem man mit dem finalen „Set you free“ übrigens zurückkehrt. Dazwischen zieht es Lunik mal in Richtung Pop, mal etwas mehr hin zum Singer-Songwriter-Ansatz oder auch Lounge-mäßigen Tönen (kundige Rocker nehmen hier die schwedischen Hellsongs als Orientierungspunkt zu Hilfe), wobei Rock im eigentlichen Sinne maximal angedeutet wird, aber nie wirklich eine Rolle auf „Small lights in the Dark“ spielt. Das bedeutet ebenfalls, dass man in der richtigen Stimmung und bereit sein muss, sich als Stromgitarrenfetischist auf diese Scheibe einzulassen. Wer dazu bereit ist wird mit einem niveauvollen, überwiegend leisen Pop-Album belohnt, auf dem eines der Highlights den programmatischen Titel „Born to be sad“ verpasst bekommen hat.

 

Für Platinstatus erfordert es in der Schweiz übrigens mindestens 30.000 verkaufte Scheiben. Wer das heutzutage in einem verhältnismäßig kleinen Land noch schafft, kann garantiert nicht alles falsch gemacht haben.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 19.04.2010