Lunar Aurora "Mond" - Plattenkritik / VÖ 18.09.2005

In dunkler Nacht ist der Erdtrabant so erhaben anzusehen, vermag mit seiner unnahbaren Art, seiner mysteriösen Aura zu faszinieren. Dennoch handelt es sich dabei um eine kalten, einen unwirklichen Ort der Düsternis, fern jeder Freude und jedes Lebens. Und mit diesen Worten, wäre auch das musikalische Wesen des neuen Albums von Lunar Aurora perfekt umschrieben. Denn das nunmehr siebte Studioalbum der Schwarzmetaller, weist genau jene beschriebenen Eigenschaften auf, womit auch Betitelung durch "Mond" nicht treffender hätte ausfallen können.

Nach "Groll", einem kurzen und Unheilverkündeten Intro, wird mit "Aufgewacht" die Reise in die Finsternis ungestüm eröffnet. Von Anfang an schlägt einem rasender und kompromissloser Black Metal entgegen, der seine ursprünglichen Wurzeln zu keinem Zeitpunkt verleugnet und sich dennoch der Moderne nicht verschließt. So rattert das Schlagzeug im Maschinengewehrtempo, sägen die Gitarren alles nieder, erklingt bösester Grunzgesang und dennoch, kann man immer wieder den überlegten und nie aufdringlichen Einsatz eines Keyboards ausmachen. Jedoch werden die Songs dadurch nicht verweichlicht, da die Beimengung von Trompetenfanfaren, Geigenklängen und bedrohlichen Klangkonstruktionen eine Vielschichtigkeit ins Spiel bringt, die neben Atmosphäre auch die nötige Abwechslung erzeugt. Aber auch ansonsten wird auf diesem Album sehr variabel zu Werke gegangen, werden die Songs nicht nur stupide heruntergeholzt, sondern mit viel Können instrumentiert und mit geschickten Tempowechseln versehen, die das musikalische Gesamtbild noch facettenreicher gestalten. Dabei werden Songs erschaffen, die sich fast durchgehend über der sechs Minuten Marke bewegen und einzig das Intro und der Song "Welk", mit einer Länge von 4.50 Minuten, bilden dabei die Ausnahme. Und obwohl die Songs eine überdurchschnittliche Länge aufweisen, mag zu keiner Minute Langeweile aufkommen, da das Können der Band in jeder Hinsicht nur begeistern kann. Neben den instrumentalen Finessen vermögen vor allem die deutschen Texte zu überzeugen, die sich fernab jedes Klischees bewegen, fast schon eine poetische Tiefe aufweisen und somit es der Wert sind gelesen und gehört zu werden. Zusätzlich kann auch die wuchtige Produktion überzeugen, bei der ein geschickter Brückenschlag zwischen ursprünglicher Rohheit und moderner Transparenz gelingt und somit dem ganzen den letzten Schliff verpasst. Und so mag es nicht verwundern dass sich jeder Song, egal ob "Aufgewacht", "Rastlos", "Schwarze Winde", "Heimkehr", "Welk" oder auch das 10-Minuten Epos "Grimm", als eine wahre Perle des Black Metals entpuppt.

"Mond" ist kein gewöhnliches Black Metal Album geworden, sondern erweist sich als ein wahres Referenzwerk des Genres, das keiner verpassen sollte. Lunar Aurora ist mit diesem Werk sowohl ein lyrisch Intelligentes, wie auch Instrumental hartes und kompromissloses Album gelungen, vor dem die Konkurrenz im Grunde nur kapitulieren kann. Hier bekommt man definitiv einen modernen Genreklassiker und eines der Black Metal Highlight des Jahres 2005 vorgesetzt.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 23.10.2005