Lucifer “Lucifer I“ / VÖ 29.05.2015

 

 

Seine Band und das dazugehörige Debüt gleich mit nach niemand geringerem als dem Leibhaftigen selbst zu benennen, zeugt von einem gewissen Selbstbewusstsein. Der Lichtbringer Luzifer (englisch: Lucifer) stand also Namenspate für eine neue Doom Metal/Rock Band, die sich allerdings aus Musikern zusammensetzt, die bereits einschlägige Erfahrungen vorweisen können. Frontfrau Johanna Sadonis, die eine schwarzmetallische Vergangenheit mitbringt (Dies Ater, Cryogenic), verdingte sich zuletzt bei der Doom Metal Band The Oath. Nach deren Split gründete sie gemeinsam mit dem britischen The Oath-Schlagzeuger Andrew Prestridge Lucifer. Dass Prestridge gleichzeitig bei der englischen Metal-Legende Angel Witch spielt und diese Ende der 70er ebenfalls kurzzeitig unter dem Bandnamen Lucifer auftraten, dürfte kein Zufall sein. Verstärkung bekommen die Beiden von Ex-Cathedral Gitarrist Gaz Jennings, der hier unter dem Pseudonym „The Wizards“ auftritt, sowie dem Bassisten Dino Gollnick. Wenig überraschend also, dass sich auf „Lucifer I“ rein vom musikalischen Spielvermögen niemand eine Blöße gibt. Und wenig überraschend auch, dass sich das Ganze in den zu erwartenden Parametern zwischen Doom Metal, frühem Heavy Metal und 70er Jahre Rock abspielt. Dabei gefällt mir, dass die acht Songs häufig die Richtung wechseln und so eine gewisse Dynamik erzeugen in einer Musikrichtung, die sonst schon einmal etwas langweilen kann. Als Beispiel sei hier die Doomwalze „Total Eclipse“ genannt, die nach einem ganz ruhigen My Dying Bride-artigen Zwischenpart plötzlich eine ganz flotte, rockige Wendung nimmt. Auch der Opener „Abracadabra“ überzeugt durch seine flotte Ausrichtung und ein unwiderstehliches Riff als Wiedererkennungswert. Im Mittelpart lassen sogar Thin Lizzy grüßen. Weitere Anspieltipps sind das eingängige „Izrael“ und das sicherlich nicht zufällig so betitelte „Sabbath“. Ein Kritikpunkt meinerseits ist ausgerechnet die Stimme von Johanna Sadonis, die zumindest in meinen Ohren zu eintönig und zu wenig ausdrucksstark klingt. Möglicherweise ist das aber auch dem Genre geschuldet, das in der Tat nicht gerade zu meinen liebsten musikalischen Baustellen gehört. Fans von Doom und Metal aus der Gründerzeit sollten den knapp 45 Minuten langen Rundling aber unbedingt einmal antesten.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de