Lord Belial “The Black Curse” / VÖ 19.09.2008

 

 

Die Schwedenberserker Lord Belial waren ursprünglich mal archaisch, harsch, wild und kratzbürstig, man erinnere sich z.B. an “The Unholy Crusade“. Mit der Zeit wurden sie midtempolastiger, filigraner, opulenter und orientierten sich durchaus auch mal an Dissection oder Dimmu Borgir. Die inzwischen achte CD der Nordmänner nennt sich nun “The Black Curse“. “Lord Of Fevers And Plague“ beginnt mit schrägem Akkord, zieht sogleich in den Sog der Beschwörung des Bösen, die heisere Fauchstimme begleitet rezitativ nordische Gitarrenleads. Sie sind wieder gemeiner geworden, härter; denn die letzte Veröffentlichung “Revelation“ schien mir weit ruhiger. Auffällig die klaren, emotionalen Soli, die druckvolle Produktion.

 

“Trumpets Of Doom“ eröffnet mit Bass, dann wird der Song melancholisch, die verführerischen Keys erinnern an eine abgespeckte Dimmu-Variante, denn sie werden nicht führend eingesetzt. Der Gesang passt zu dieser Musik, aggressiv keifend, fauchend, growlend, screamend metzelt sich Thomas Backelin munter durchs musikalische Dornengestrüpp. Hin und wieder gibt es eine Speedattacke, dann wieder treffliche Akustikbreaks. Überhaupt, diese Gitarrenarbeit ist superb, ebenso der eindringlich hämmernde, hypnotische Rhythmus, welcher von Bass und furiosen Drums über die gesamten 60 Minuten des Albums eingehalten wird. Der Beginn von “Sworn“ erinnert angenehm an den Dimmu-Track “Dreamside Dominions“ vom “Spiritual Black Dimensions“-Album der Norweger. Der Wechsel von Groove und Berserkertum innerhalb der Strophenphase gelingt, die Bridge zu einem unheilvollen Blick hinter den Altar macht Gänsehaut. Stillstehen können die Gitarristen nicht; die Symphonie der Dunkelheit marschiert voran. Melodischen Black Metal auf diesem Niveau und mit solch interessantem Songwriting bieten nur noch wenige Bands. Vielleicht Grief Of Emerald oder Throes Of Dawn. “Inexorable Retribution” verstört mit den im Hintergrund lauernden Dissection-Vibes, allerdings haben Lord Of Belial auch eine Vorliebe für guten traditionellen Metal der Achtziger, als Gitarren transparent gespielt wurden und Thrash noch ein Fremdwort war. “Antichrist Reborn“ bedient sich sämtlicher wohltönenden Stilelemente des Genres. Wespengitarren sirren, ein Break mit narrativen Vocals unterbricht das derwischhafte Geflatter, ein tiefer Chorus verkündet die Ankunft des Antichristen. “Primordial Incantation“ zeigt die Vorliebe der Band für Akustisches, King-Diamond-Glockenschläge und -Texte (“Drink The Blood...“) sowie wunderbar sauber gespielten Heavy Metal mit feiner Frankensteinatmosphäre. Die Stimme bleibt immer verzweifelt, aggressiv, treibend.

 

“Devilish Enlightenment” enthält eine verführerische Grundmelodie, Lord Belial lieben diese Mischung aus nordischen und beinahe ins orientalische spielenden Akkorden. Neunziger-Schwedenmelodien und kristallklare, sich immer höher schraubende flirrende Soli, denen beinahe etwas Orgelhaftes anmutet, charakterisieren das bunte Treiben. “Ascension of Lilith” (“Lilith Is Rising Again“, welch gemein intonierter Refrain) und “Unorthodox Catharsis” (hymnisch, verzweifelt die Textzeile “There Is No Light“) setzen das muntere Treiben in entsprechender Weise fort, wenn die Hölle so tönt, möchte ich auch hin, ganz klar. Das Finale “Soul Gate“ rundet das Hieronymus Bosch-artige Bild ab; Dr. Faustus hat uns endgültig im Würgeengelgriff. Riffend, klabauternd holpern wir durch den Irrsinn der rotflammenden Umgebung, “The Mysterious Gate“ ist nah. Rasend, wild, ähnlich Naglfar sensen wir uns den Weg frei. Was hinter dem dunklen Vorhang wartet, verrate ich das nächste Mal. Kurz: ein furioses Klanggewitter für Melodic Black-Anhänger.  

 

ME – www.sounds2move.de / 08.09.2008