Long Walk Home "Youism" / VÖ 23.05.2008

 

 

Die irgendwo zwischen Alternative und Progressive Rock agierende Formation Long Walk Home musiziert in einer ungewöhnlichen Besetzung: Die Instrumentalfraktion besteht aus Bass, Schlagzeug und Violine. Der Verzicht auf Gitarren ist auf jeden Fall ein mutiger Schritt, obwohl ich sagen muss, dass ein guter Klampfer den Arrangements an der einen oder anderen Stelle durchaus noch eine zusätzliche Dimension hätte verleihen können - aber das mag einfach an meinen Hörgewohnheiten liegen.

 

Über den weitaus größten Teil der Zeit haben die vier Australier jedenfalls trotz der ungewöhnlichen Instrumentierung nicht mit Soundlöchern zu kämpfen, was zum Einen daran liegt, dass die Musiker sehr vielseitig und experimentierfreudig agieren, wobei sie insbesondere den Ausdruck ihres Spiels durch passend ausgewählte Effekte verstärken, und zum Anderen daran, dass die charismatische Stimme von Charlie Inprocess eigentlich auch gar keinen großen Unterbau benötigt, um ihre Wirkung zu entfalten. Der Countertenor inszeniert sein Selbstmitleid derartig dramatisch und mitreißend, dass man sofort die von der Plattenfirma angestellten Vergleiche zu Muse versteht. Nicht, dass Long Walk Home sich in deren Fahrwasser halten würden, aber die Stimmung von "Youism" erinnert mich durchaus an die von "Absolution". Das heißt natürlich auch, dass das Ergebnis gewiss nicht jedermanns Sache ist, sondern einen Hang zu innovativem und interessanten, aber in seiner Wirkung meist grüblerisch und selbstbezogen klingenden Rock haben muss. Dann aber lohnt sich die Anschaffung von "Youism"auf jeden Fall.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 18.06.2008