Long Distance Calling „The Flood Inside“ / VÖ 01.03.2013

  

Bei Long Distance Calling bleibt alles im Fluss. Und damit alles beim Alten. Denn die Jungs aus Münster haben zwar schon seit geraumer Zeit den Ruf einer außergewöhnlichen Instrumentalkapelle inne, doch selbst diese lobende Definition wird der Sache nicht vollumfänglich gerecht. Immerhin gönnt man sich seit jeher pro Album jeweils einen namhaften Gastsänger (Peter Dolving, Jonas Renkse, John Bush), womit man das mit dem „instrumental“ auch schon wieder knicken kann.

Auf „The Flood Inside“ gehen Long Distance Calling noch einen – und zwar den nächsten logischen – Schritt weiter und haben mit Martin Fischer (Fear my Thoughts, Pigeon Toes) erstmals einen festen Sänger in ihren Reihen. Hardliner, die jetzt versuchen, darin das berühmte Haar in der Suppe zu sehen, können in anbetracht der Fakten direkt wieder abziehen. Schließlich haben Long Distance Calling den Umstand keinen Sänger zu haben nie zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Existenz oder als Berechtigung für selbige an vorderste Front gestellt. Und warum vorheriges plump wiederholen - nur weil es eben schon mal funktioniert hat?! Dass der Schritt richtig war, erkennt man jedenfalls binnen kürzester Zeit: Zwar sind Atmosphäre, Spannungsbögen und Wendungen nach wie vor ganz weit vorne (auch im internationalen Vergleich), aber durch den vermehrten Einsatz des Gesangs können immer wieder zusätzliche Schattierungen gesetzt werden, die mal für mehr Tiefe sorgen und an anderer Stelle auch einfach die Zugänglichkeit eines Stückes noch erhöhen. In diesem Zusammenhang ist der Siebenminüter „Welcome Change“ zu nennen, bei dem nicht nur der Titel als generelle Charakterisierung von Long Distance Calling durchgeht, sondern es auch der Gesang (in dem Falle ein Gastbeitrag von Anathemas Vinnie Cavanagh) ist, der an den richtigen Stellen für noch mehr Dramatik sorgt, während die Gitarren wabern und die Drums hypnotisierende Rhythmen auf den Hörer einprasseln lassen. Das ist alles schon sehr gut gemacht, bekommt durch immer mal wieder metallisches Aufflackern („Inside the Flood“, „The Man within“) noch mehr Biss und unterstreicht ansonsten, dass sich die Münsteraner in Sachen Post-Rock keinesfalls vor der Konkurrenz zu verstecken brauchen. Im Gegenteil wird diese Platte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dazu beitragen, dass dem Quintett der nächste Sprung auf der Popularitätsskala gelingt. Schon allein, weil man in diesen hektischen Zeiten froh ist, auch einfach mal schwelgen und träumen zu können. Diesbezüglich sollten Long Distance Calling definitiv zur ersten Wahl gehören.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de