Lita Ford „Wicked Wonderland“ / VÖ 30.10.2009

 

 

 

Lita Ford ist für die Amis so was wie für uns Doro Pesch. Nur mit dem Unterschied, dass die US Hardrock Lady No 1. sich mal eben 14 Jährchen Zeit genommen hat, um nach ihrem letzten Output „Black“ anno 2009 jetzt „Wicked Wonderland“ nachzuschieben. Sie habe sich „die Zeit genommen, um ihre beiden Söhne groß zu ziehen“ sagt die inzwischen 51-jährige, die vor ihrer Solokarriere von Mitte bis Ende der 70er Gitarristin von The Runaways war, und die heute stimmlich noch durchaus gut in Schuss ist.

 

Ob die Rockwelt nun aber auf diese Rückkehr gewartet hat, steht auf einem anderen Blatt. Längst hat mindestens eine weitere Generation von hart rockenden Mädels und Frauen das Zepter übernommen und die einstige Vorreiterin damit ziemlich ins Abseits gedrängt. Leider ist „Wicked Wonderland“ trotz einiger halbwegs brauchbarer Ansätze bei weitem nicht der Paukenschlag geworden, dessen es bedürft hätte, um noch einmal entschlossen ins Rampenlicht zu drängen. Stattdessen wird sich für dieses Langeisen ausschließlich das Publikum gehobenen Alters noch interessieren – und zwar einzig aus Nostalgiegründen. Zwar wird hier bisweilen versucht, mit Industrial-Anleihen („Crave“) die Illusion eines modernen Albums zu erzeugen, allerdings scheitert dieser Versuch oft an der inhomogen wirkenden Produktion und daran, dass die Hinzunahme von allerlei Effekten vor allem dafür sorgt, dass „Wicked Wonderland“ verschroben, krachig und überladen wirkt. Am ehesten überzeugt noch „Patriotic Sob“, das in vielerei Hinsicht mit dem Klischee des US-Nationalstolzes als „Land of the Free“ kokettiert, dabei aber lyrisch die sexuelle Doppelmoral vieler Bürger anprangert. Womit wir direkt beim Lieblingsthema der Gitarristin und Sängerin sind, die auf ihrer mySpace Seite nicht nur ihr MILF-Shirt, sondern auch ihre SM-Lederfesseln präsentiert: Um die Bürsterei dreht sich nämlich – mal mehr mal weniger – so ziemlich jeder der aktuellen Songs: von „Inside“, über „Scream for me“ und „Crave“ bis hin zu „Bed“. Ob und wer überhaupt all das wissen will, sei an dieser Stelle dahin gestellt. Fakt ist, dass es darüber hinaus nicht all zu viel Bemerkenswertes über dieses Scheibchen zu berichten gibt, was genau genommen mehr sagt als 1.000 Worte.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 25.10.2009