Lita Ford „Living like a Runaway“ / VÖ 15.07.2012

 

 

 

Schön, wenn der Albumtitel (unfreiwillig) die Brücke zum Vorgängeralbum schlägt. Die letzte Lita Ford-Scheibe hieß „Wicked Wonderland“ und war nüchtern betrachtet leider ziemlich zum davon laufen. Aber dumm ist Lita sicher nicht, kokettiert sie doch gleichzeitig mit ihrer Vergangenheit bei The Runaways, mit denen sie in den 70ern an der Seite von Joan Jett einige Erfolge verbuchen konnte und deren Karriere vor ein paar Jahren sogar verfilmt wurde. Noch heute verweisen junge All-Female-Rockbands auf den Einfluss der Pionierinnen, von denen vor allem Joan Jett bis heute Erfolge feiert.

Kollegin Ford peilt gleiches drei Jahre nach dem letzten Lebenszeichen jetzt mit „Living like a Runaway“ an. Der Titeltrack ist dabei gar kein so schlechter Anfang: Zwar wird der Hörer nur mit einer stereotypischen 80er Hardrock-Ballade konfrontiert, deren Text noch dazu gefährlich nah an der Kategorie „cheezy“ vorbei schrappt, aber Charme hat das Stück trotzdem irgendwie. Für wenigstens eine hochgezogene Augenbraue sorgt unterdessen „Mother“, das nicht nur ziemlich kitschig ist, sondern auch den Eindruck erweckt Lita hätte überaus offensichtlich „If I was your mother“ vom 92er Bon Jovi-Album „Keep the Faith“ aufgegriffen und nach ihren eigenen Vorstellung umgeschrieben. Leider ohne dabei eine Verbesserung vorzunehmen, eher im Gegenteil. Der Rest dieses Albums ist im Grunde schnell erzählt: Stimmlich ist Lita Ford nach wie vor gut in Schuss, in Sachen Songwriting fehlt es hingegen an frischen Ideen und dem berühmten Funken, der einfach nicht überspringen will. So ist „Living like a Runaway“ nur ein biederes, altbackenes Langeisen, das bestenfalls noch bei Nostalgikern für Applaus sorgt, an allen anderen aber ziemlich vorbei plätschert. Sicher, es hätte schlimmer kommen können – aber eben auch deutlich besser. Was hier geboten wird ist schlicht und ergreifend entbehrlich und wird sicher keine weiteren Spuren in der Geschichte des Rock hinterlassen. Rein finanziell wäre wohl ohnehin eher eine Runaways-Reunion rentabel, die – das wage ich jetzt einfach mal zu behaupten – in nicht all zu ferner Zukunft durchaus Realität werden könnte.

Markus Rutten - www.sounds2move.de