Lis Er Stille "Nuos" / VÖ 20.04.2012
Es
fällt schwer, der Musik von Lis Er Stille ein Label aufzudrücken,
welches ihr wirklich gerecht wird. Sicher, da gibt es eine hypnotische
Atmosphäre, die der Verfasser dieser Zeilen in seiner Unbedarftheit am
Ehesten als "postrockig" bezeichnen würde. Wo allerdings andere Bands
dieses Genres dem Nebel ihrer Sounds zunächst vage Bilder entspringen
lassen, welche sich gemächlich zu Darstellungen von Landschaften und
Dörfern verdichten, um dann behutsam die Silhouetten eines dieses
Szenario überragenden, im Inneren glühenden Berges heraus zu arbeiten
und langsam, ganz langsam die subtile Erwartung des Ausbruchs zu
steigern, gehen Lis Er Stille einen anderen Weg. "Nous" beginnt bereits
mit dem Ausbruch und lässt ob seines bei aller Atmosphäre
beeindruckenden Energielevels den Hörer nur gelegentlich kurz Atem
holen. So begleiten wir mit den Dänen weniger den Vogel, der die der
Zerstörung anheim fallende Landschaft auf seinen Schwingen sanft
übersegelt, als vielmehr den Gesteinsbrocken, der mit Gewalt aus dem
Vulkane geschleudert wird und geradewegs in die Luft empor steigt, dort
in einem Moment der Sinnlichkeit zum Stehen kommt, um sogleich wieder
seine sich beschleunigende Reise nach unten anzutreten, in den Strom
der dahin fließenden Lava zu stürzen und schließlich als Teil von
dieser unaufhaltsam und gnadenlos seinen Weg fortzusetzen.
Es
mag aus dieser Beschreibung hervor gegangen sein: Diese Band lässt
überaus unterschiedliche Ideen ohne Brüche ineinander fließen.
Metaleinflüsse treffen auf schwebende Atmosphäre, treibendes Schlagzeug
auf irritierenden Gesang und bombastische Orgeln, Noisiges auf
besänftigende Streicherklänge. Lis Er Stille fordern mit ihren dicht
gepackten Stücken den Zuhörer und sie tun recht daran. Denn es lohnt
sich definitiv, die Mühe auf sich zu nehmen und unseren kleinen
Gesteinsbrocken auf seiner wendungsreichen Reise zu begleiten.
Florian Gothe - www.sounds2move.de