Lingua „The Smell of a Life that could have been“ / VÖ 13.04.2006

 

 

Wow. Mit “The Smell of a Life that could have been” legen die Schweden Lingua ein Debüt vor, dass eine enorme emotionale Tiefe aufweist, die man von einem Erstling nicht unbedingt erwartet hätte. Eigentlich kennt man das Ikea-Land in erster Linie für seine einflussreichen und global erfolgreichen Metal Acts und den viel gelobten „Göteborg Sound“. Dass es im Land mit den Blau-Gelben Nationalfarben auch anders geht zeigen Lingua auf beeindruckende Art und Weise.

 

Zwar waren die beteiligten Musiker, die Lingua 2001 aus der Taufe hoben zuvor schon bei verschiedenen anderen Band aktiv, aber ein derart reifes und ergreifendes Album ist dennoch nicht selbstverständlich. Ähnlichen Tiefgang schafften in der jüngsten Vergangenheit nur wenige Bands, darunter die polnischen Proggies Riverside. Mathematiker-Metal muss man auf „The Smell of a Life that could have been“ (genau wie bei Riverside) dennoch nicht erwarten. Zwar kokettieren Lingua hier und da mit progressiven Versatzstücken aber das Herz der Musik bleibt deren Emotionalität und die fast schon greifbar wirkende Melancholie. Die Band einer Schublade zuzuordnen fällt schwer, da sowohl Alternative Metal, also auch Indie- und düstere Elemente zum tragen kommen. Kraftvoll und hypnotisierend zugleich kommen Songs wie „You wonder why you still wonder why“ oder „Transparent barriers“ daher, die vom melodischen Gesang von Sänger Thomas geprägt werden. Dass dieser auch anders kann beweist dessen Ausflüge in aggressive Screams, etwa in „Aftermath“ und „Control yourself“.

 

Nach 45 Minuten Spielzeit bleibt die Gewissheit ein überdurchschnittliches Album in sich aufgesogen zu haben, dessen Zauber man sich in der nächsten Zeit kaum mehr zu entziehen vermag. Blöd nur dass etwa zeitgleich eine ebenfalls schwedische Band auf der Bildfläche erschienen ist, die einen artverwandten Sound pflegen aber eine größere Plattenfirma im Rücken hat. Die Rede ist von ein paar Jungs, die alte Bekannte von Lingua sind und in Schweden einige Zeit lang mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten, was z.B. Auftrittsmöglichkeiten anbelangt – Khoma. Hoffentlich bleibt diese viel versprechende Band nicht unverdienterweise in deren Schatten hängen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 05.07.2006