Limp Bizkit „Gold Cobra“ / VÖ 24.06.2011


 

 

Einen Platz in meinem Jahrespoll haben Limp Bizkit schon mal sicher - in der Kategorie hässlichstes Cover. Konzept: drei halbnackte fratzenschneidende Lindsay Lohan-Lookalikes vs. Riesenkobra. Na dann, bring it on und keep rollin’!

Die Eröffnungsnummer heißt dann auch direkt mehr als passend „Bring it back“. Fred Durst scheint damit die guten alten (vor allem aber erfolgreicheren) Zeiten zu meinen, denn der Bursche steigt mit Crossover-Groove und Rap ein, als hätte es die letzte Dekade Musikgeschichte nicht gegeben und die Milleniumwende wäre gerade das alles beherrschende Thema. Ein Retro-Album also? Darauf lässt auch „Shark Attack“ schließen, das uneingeschränkt nach dem New Metal-Klassiker „Significant Other“ klingt. Natürlich sind Limp Bizkit nicht doof und haben selbst erkannt, dass das letzte Werk „The Unquestionable Truth“ mit 29 Minuten Gesamtlänge nicht nur lächerlich kurz war, sondern zu allem Überfluss nicht ein richtig guter Song darauf auszumachen ist. Zuvor war bereits „Results may vary“ deutlich hinter den Erwartungen zurück geblieben. Dass mit „Behind Blue Eyes“ nur ein einziger Hit den Weg in den Mainstream fand, zudem auch noch eine recht handzahme Coverversion, sagt einiges aus. In Folge dessen muss man jetzt – vielleicht mit der letzten Chance – beweisen, dass man immer noch relevant ist und dazu im Stande, Hits zu schreiben. Darum auch der erneute Burgfrieden mit Gitarrist Wes Borland, der nichtsdestotrotz immer noch nicht der beste Kumpel von Rotkäppchen Durst sein dürfte. Wie zum Beweis warten die Fans mittlerweile seit sechs Jahren auf dieses neue Album, das Spötter ob der unzähligen Verschiebungen längst zu „Chinese Democrazy 2.0“ auserkoren haben. Irgendwie wollten die Jungs lange einfach nicht mit diesem Teil rausrücken, ob wegen Selbstzweifeln oder Versagensängsten ist dabei reine Spekulation.

Unter diesen Gesichtspunkten versteht man, warum die Burschen aus Jacksonville diesmal vor allem zu Beginn des Albums erst einmal auf Experimente verzichten. New Metal mit allen Trademarks - von tiefer gestimmten Gitarren und grollenden Grooves bis zum Rap-Gesang und der alten Hip Hop Schule - gibt klar den Ton an. Verdenken kann man es Limp Bizkit nicht, denn was um die Jahrtausendwende riesige Hallen füllte, kann doch jetzt nicht komplett auf den Holzweg führen. Das macht „Gold Cobra“ zu einem alles andere als mutigen Album, allerdings zu einem, das bei den Fans funktionieren wird. Des weiteren schafft man es mit vereinzelten andersartigen Songs Vorwürfe der totalen Selbstkopie zu entkräften: Wie zum Beispiel im Mittelteil von „Get a Life“, wo einstweilen heftig mit dem Alternative Rock geflirtet wird. Klingt nicht uninteressant, auch wenn die darauf folgende Computer-Rapstimme nicht unbedingt hätte sein müssen. Da ist das regelrecht verträumte „Walking Away“ in seiner Gesamtheit schon um einiges stimmiger und konsequenter. Apropos konsequent: Auch auf das „Rock-Gangster“ Image von einst wird wieder vermehrt gesetzt, siehe „Shotgun“ und vor allem „Douche Bag“, wo der Diss lyrisch ziemlich auf die Spitze getrieben wird und der inflationäre Gebrauch des „fuck you“’ sein übriges tut, um den Song verkrampft und gezwungen wirken zu lassen. Cooler ist da „Autotunage“, hier wird mit einem Stimmenverzerrer experimentiert und auf die normale Gesangsstimme des Frontmanns gesetzt – gelungen. Das macht „Gold Cobra“ noch lange zu keinem neuen Klassiker, wird aber viele alte Fans beruhigen und / oder zurückgewinnen, was nach den beiden letzten Rohrkrepierern nicht zwingend zu erwarten war. Mehr kann man erst mal nicht verlangen.

 

Markus Ruttenwww.sounds2move.de