Limbogott „Spit or Swallow“ / VÖ 13.03.2009

 

 

Eigentlich habe ich mir schon längstens abgewöhnt mir darüber Gedanken zu machen was meinen Lieblingspsychopathen Limbogott durch ihre bisweilen geschminkten Schädel geht. Doch dann kam die neue Single „Haus der Lüge“, bei der nicht nur meiner Meinung nach überflüssigerweise Chris Pohl (u.a. Blutengel, Terminal Choice) mit ins Boot geholt wurde, sondern welche wohlmöglich auch einer der schwächsten Limbo-(Cover-)Songs ever ist. Klar stimmt der Lärmfaktor dieser Neubauten-Interpretation, und trotzdem packt mich nichts. Wenn das mal kein schlechtes Omen ist...

 

Zur allgemeinen Erleichterung bleibt die Vorabnummer der einzige richtige Skip-Kandidat, da ansonsten Industrial / Electro Metal und eine Winzigkeit Wahnsinn regieren. Von den ersten beiden Alben ist man es natürlich gewöhnt, dass Limbogott gerne mal der spießbürgerlichen Harmonielehre den nackten Hintern entgegen strecken und dafür lieber zum musikalischen Rundflug im Weirdo-Kopter einladen. Umso auffälliger ist es, dass überraschend oft auch klarer, melodischer Gesang zum Einsatz kommt, was dem Album als solches durchaus gut tut und vereinzelten Tracks die für die meisten Hörer notwenige Griffigkeit verleiht. Leichtverdaulicher Stoff zum Nebenbeihören wird dennoch nie das Ding von Limbogott werden, auch wenn „Resides“ schon beinah als Single durchgeht, weil sich die Psychopathen hier merklich zurückhalten. Im hinteren Bereich von „Spit or Swallow“ kann entgegen aller Krach-Erwartungshaltung „Sever“ noch einmal für einen positiven Akzent sorgen, da dieser sanftmütige Vierminüter beweist, dass der Limbogott nicht nur wild toben und Trips schmeißen, sondern auch entspannte Hangover-Musik schreiben kann. „So much older“ scheint mir ganz klar von etwaigen Horror / Action Filmsoundtracks inspiriert zu sein und würde sich auf einem eben solchen höchstwahrscheinlich auch sehr gut machen, besonders wenn ab Minute 2 eine leicht verzerrte Frauenstimme den hypnotischen Grundton verwässert und der Song im Anschluss langsam aber sicher seinem Höhepunkt zusteuert – clevere Dramaturgie! Trotzdem ist leider nicht alles so im positiven Sinne bemerkenswert auf „Spit or Swallow“ wie es den Anschein hat. Hin und wieder fließt nämlich auch mal eine Nummer klammheimlich am Hörer vorbei und verschwindet auf nimmer Wiederhören in der Kanalisation. Auf der anderen Seite halten einen Stücke wie das wunderbar aggressive Titelstück aber auch bei der Stange und damit die Aufmerksamkeit aufrecht.

 

Perfekt ist „Spit or Swallow“ definitiv nicht geworden, denn ein paar Makel hat das dritte Album der Limbogötter meiner Ansicht nach schon. Daran ändert auch das mehrmalige Verschieben des Silberlings nichts (Sicknese Democrazy anyone?). Aber auch die Stärken der Zombiebande lassen sich keinesfalls wegdiskutieren. Spit or Swallow? Definitiv swallow, wenngleich dieser Brocken keineswegs vollkommen ohne Gegenwehr runtergeht. Im Fall von Limbogott wäre das allerdings auch eine Schande.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 07.04.2009