Letzte Instanz „Heilig“ / VÖ 01.10.2010

 

 

 

Die Männer von der Letzten Instanz sind mit fünf neuen Alben seit 2006 (dieses Album und die Akustikplatte „Das weiße Lied“ eingerechnet) nicht nur unheimlich fleißig, sondern erlauben sich auch qualitativ keinerlei Einbruch. Wiederholungstäter sind die glorreichen Sieben aber nicht nur deshalb, sondern auch, weil „Heilig“ den Faden seiner Vorgänger in mehrerlei Hinsicht weiterspinnt.

 

Gemeinsam mit „Schuldig“ bildet dieses Werk Zweidrittel einer zukünftig zu vollendenden Trilogie, wobei der aufmerksame Hörer schnell das eine oder andere Indiz ausfindig machen wird, das diese Verknüpfung verdeutlicht. So hat man sich mit „Der Kuss“ (ft. Leandra) erneut ein Duett gegönnt (wer auf Zahlenspiele steht: Beide Songs befinden sich auf der regulären Version der Albums auf Position 11), man fährt erneut eine sehr tiefe, detailreiche Produktion und hat an Tonspuren nicht gespart. Entsprechend lange Zeit lässt einen „Heilig“ auch wieder und wieder Neues entdecken und obwohl jedes Stück unverwechselbar nach der Instanz klingt, haben sich doch wieder kleine Neuerungen ins Klangbild geschlichen, die in nicht wenigen Fällen erst beim x-ten Durchlauf plötzlich ins Auge stechen. So erlaubt sich Gitarrist Olli, der sich sonst gern bedeckt und eher im Hintergrund hält, dieses mal auch seine Momente im Rampenlicht und zeigt ganz nebenbei welches spielerische Potential eigentlich in ihm schlummert. Ohne Zweifel: Dass nicht mehr nur die Streicherfraktion solieren darf, stellt einen Gewinn für die Band dar. Und das bei einem Kollektiv, das ohnehin schon eine Ausnahmeerscheinung im deutschsprachigen Rockzirkus ist und es wie kaum ein zweites versteht, musikalischen Tiefgang und textliche Tiefgründigkeit zu verbinden. Weil man dabei trotzdem nie den Song aus den Augen verliert und auch diesmal wieder einige Gassenhauer und Gänsehautmomente im petto hat („Neue Helden“, „Eismeer“, „Der Kuss“), wird sich am Ausnahmestatus der Letzten Instanz in absehbarer Zeit auch nichts ändern.

 

Die Kompositionen werden nach wie vor in einen Mantel aus Theatralik, Bombast und Eindringlichkeit gekleidet, was nicht heißen soll, dass „Heilig“ nicht auch ordentlich rockt. Eben diese Dualität hat man als Fan längst lieb gewonnen, was Album Nr. 8 rasch Tür und Tor öffnet. In diesem Sinne: Macht hoch die Tür, das Tor macht weit!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 24.09.2010