Leaves’ Eyes „My Destiny“ EP / VÖ 07.08.2009

 

 

 

Nachdem Leaves’ Eyes mit ihrem letzten Album “Vinland Saga” und der “Legend Land” EP einmal um den Globus getourt sind und man zudem die zweite „Werk 80“ von Atrocity ins Rennen geschickt hat, darf sich der geneigte Epic-Wikinger nun endlich auf frischen Stoff von Liv Kristine und ihren schwäbischen Hobby-Nordmännern freuen. Den Anheizer für das dritte Langeisen „Njord“ gibt dabei aktuell die „My Destiny“ EP.

 

Spendierfreudige sechs Songs (darunter ein überflüssiger Remix des Titeltracks) bekommt man hier serviert, die allesamt zu jeder Sekunde nach Leaves’ Eyes klingen. Namensgebend für diesen akustischen Snack ist ein sehr eingängiger Midtempo-Ohrwurm: Rockige Gitarren treffen auf dezente Orchestrierung und Livs prägend klaren Gesang, sowie gesetzte Kurzeinsätze von Alex Krull. Sehr angenehme Nummer, die schnell ins Ohr geht und sich ebenso schnell festsetzt. Ob es die bisherigen potentiellen Live-Zugaben „Legend Land“ und vor allem „Elegy“ wird ablösen können, bleibt abzuwarten, punktet doch vor allem letztes mit etwas mehr Schmackes, was live einfach super kommt. Ein angenehmer Kontrastpunkt ist die schöne Akustikversion von „Scarborough Fair“, die sehr folkig und majestätisch aufgestellt ist. „Nine Wave Maidens“ hingegen setzt ganz auf Dramaturgie und eine recht bedrohliche Atmosphäre, die vor allem von den düsteren Orchesterklängen und der flirrenden Akustikgitarre getragen wird. Auch auf dem späteren Album zu finden sein wird „Northbound“, wie „My Destiny“ ein sehr eingängiger Midtempo-Rocker mit lieblichem Chorus, allerdings mit einer sehr bombastischen Aura inklusive Breitwandklang und mit Chören angereichert – sehr gut arrangiert. Mein absolutes Highlight dieser EP ist jedoch „The Battle of Maldon“: Was müssen Leaves’ Eyes (neben den gehörten Songs der Listening Session) noch für Geschosse in petto haben, wenn diese überragende Nummer zur B-Seite „degradiert“ wurde? Mit fast schon unverschämter Leichtigkeit verbinden Leaves’ Eyes hier ausnahmslos alles, was die Fans an ihnen lieben und auch eine unterschwellige Melancholie  bereichert dieses Stück. Akustikgitarren, Soundtrack-Elemente, himmlische Chöre, eine metallische Sologitarre, Doublebass-Feuer – diese Nummer hat einfach alles was das Herz begehrt, sogar einen tobenden Alex Krull. Was hier in nicht einmal viereinhalb Minuten passiert, strecken andere Formationen auf Albumlänge. Bitte unbedingt ins Live-Set übernehmen! Somit ist diese EP die längst überfällige Duftnote, die den Weg für das noch überfälligere dritte Album ebnet. Auf diesem oder gar noch höherem Niveau kann daraus eigentlich nur ein Volltreffer werden.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 27.07.2009