Lacuna Coil "Broken Crown Halo" / VÖ 31.03.2014

 

 

 

Bei jetzt sieben veröffentlichten Alben muss man Lacuna Coil natürlich längst zur festen Größe im internationalen Rockzirkus zählen. Anzumerken ist diesbezüglich natürlich, was manch europäischem Fan seit geraumer Zeit etwas sauer aufstößt, nämlich dass die Italiener sich etwas zu sehr auf den amerikanischen Markt konzentrieren und die heimatlichen Breitengrade zu kurz kommen. Und diese Meinung kann man verstehen, denn insgesamt scheinen Cristina Scabbia und ihre Jungs in den USA längst weitaus präsenter zu sein als etwa hierzulande, und dass die erste Tour nach Veröffentlichung - natürlich - eine ausgedehnte US-Tour ist, passt ebenfalls ins Bild.

 

Vor diesem Hintergrund ist ein Album wie "Broken Crown Halo" sicherlich keine Überraschung und auch die Wahl des Produzenten ist naheliegend. So hat man sich die Dienste von Jay Baumgardner gesichert, dem Mann, der schon bei so manchem Megaseller der US Billboard Charts seine Finger im Spiel hatte, man denke nur an die großen Erfolge von Bands wie Papa Roach, Godsmack, Coal Chamber, Ugly Kid Joe, Alien Ant Farm und zu guter Letzt natürlich auch noch das Evanescence Debüt "Fallen", das bis heute satte 17 Millionen Mal über die weltweiten Ladentische ging. Nicht die schlechteste Referenz also für Lacuna Coil, die zumindest aus einer artverwandten Richtung kommen. Angesichts vergangener Hitsalven und des klangvollen Namens auf dem Produzentenstuhl darf man von "Black Crown Halo" dann doch ein bisschen enttäuscht sein. Über weite Strecken klingt dieses Album nämlich eher uninspiriert, man könnte auch von Dienst nach Vorschrift sprechen, denn den Italienern geht fast sämtlicher Esprit ab. Stattdessen zitiert man lieber munter die ultra tiefen Gitarren und Uffta-Bassläufe von Korn, nachzuhören in "Infection" sowie "Die and rise", wobei vor allem letzteres mit seiner unüberhörbaren New Metal-Kante etwas aus der Zeit gefallen wirkt und somit wenigstens zwölf Jahre zu spät kommt, um den Fan wirklich hinterm Ofen vor zu locken. Von diesem recht ernüchternden Gesamteindruck lässt sich dann auch die Produktion des zuvor viel gelobten Knöpfchendrehers Baumgardner nicht ausnehmen, denn "Black Crown Halo" klingt irgendwie überraschend platt, vor allem aber komplett leblos, möglicherweise gar ein Stück weit tot produziert. Wirklich emotional wird es nur ein einziges Mal, nämlich bei der abschließenden Halb-Ballade "One cold Day", in der man den Tod des ehemaligen Gitarristen Claudio Leo verarbeitet, der 2013 überraschend verstorben ist.

 

Irgendwie kriegen Lacuna Coil am Ende zumindest noch halbwegs die Kurve mit ihrer neuen Platte, was vor allem der recht gelungenen Einstiegs-Troika bestehend aus "Nothing stands in our Way", "Zombie" und "Hostage to the Light" zu verdanken ist, auch weil das Gesangsduo Cristina Scabbia/Andrea Ferro hier mehr zeigt als die unerwartete Durchschnittskost auf manch anderem Track. Trotzdem zeigt "Black Crown Halo" deutlich zu wenig für eine Band mit diesen Fähigkeiten und diesem Anspruch. Es mangelt merklich am Mut, etwas zu riskieren, was einen matten, selten bis kaum aufregenden Geschmack hinterlässt.  Sehr schade.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de