Lacrimas Profundere „The Grandiose Nowhere“ / VÖ 30.04.2010

 

 

 

Der geneigte Düsterrocker wird in diesem Jahr bis dato schon sehr ordentlich bedient. Denn bisher haben vor allem Him und Poisonblack richtig gute Alben vorgelegt. Alben, die Lacrimas Profundere jetzt sogar noch in die Tasche zu stecken vermögen. So haben die Bayern den Vallos die Credibility und die Gitarrenpower voraus, den anderen Finnen die Tatsache, dass man nicht ständig mit der eigenen Vorgängerband verglichen wird.

 

Entsprechend ungezwungen und lässig kommt „The Grandiose Nowhere“ dann auch aus der Anlage. Breitbeinig vorgetragene Riffs treffen auf die exzellente und wunderbar wandelbare Stimme von Frontmann Rob Vitacca („No matter where you shoot me down“), während an den richtigen Stellen Keyboard und Synthesizer dem Ganzen stilvoll unter die Arme greifen. Nennenswert auf die Bremse getreten wird diesmal nicht, man erinnere sich etwa an „A Dead Man“ vom Vorgänger, was der Abwechslung keinen Abbruch tut. So geht „Be mine in Tears“ mit Ausnahme des Gesangs noch als Kniefall vor neueren Paradise Lost durch, doch spätestens mit der folgenden ersten Single „The Letter“ sind wir schon im charakteristischen, bandeigenen Soundgefilden angelangt. Hier wird ein schicker Tanzbeat vorweg geschickt, bevor sich schnell ein urtypischer Tanzflächenfüller in bester Tradition alter LP-Hits zu erkennen gibt. Auf das Tanzbein haben es Lacrimas Profundere überhaupt mehr denn je abgesehen, denn wo andere Formationen zwischendurch immer mal wieder auf die Tränendrüse drücken, schiebt man hier lieber noch ein griffiges Riff nach. Das kommt gut an und macht „The Grandiose Nowhere“ zum gitarrenorientiertesten und maskulinsten Album der bisherigen Bandgeschichte. Wer derart selbstverständlich Ohrwurm an Ohrwurm hängt, dem verzeiht man auch gern, dass „Side“ ein wenig „Suicide Sun“ vom Vorgänger zu zitieren scheint. Geschenkt, denn dieses Album – ein derartige Prädikat wollen wohl nur die wenigstens Goth-Rock Künstler verliehen bekommen – macht schlicht und ergreifend Spaß! Herzschmerz, Melancholie? Klaro, in den Texten natürlich. Aber muss deswegen auch gleich instrumental Trübsal geblasen werden? Ich finde nicht und die Lacrimas-Jungs werden es vermutlich genauso sehen. Mein Tipp: Ab ins Auto mit dem Teil, Fenster runter, (natürlich schwarze) Sonnenbrille auf die Nase, den Ford Mustang kurz aufheulen lassen und dann ab dafür – auch bei strahlender Frühlingssonne. Gothic Rock ist nur was für die dunkle Jahreszeit? Lacrimas Profundere beweisen mit ihrem neunten Album einmal mehr das Gegenteil.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 25.04.2010