Lacrimas Profundere „Songs for the last View“ / VÖ 27.06.2008

 

 

Lacrimas Profundere sind zurück. Mit neuem Sänger, neuem Bassisten, neuem Album, aber auch altem Produzenten (John Fryer) und alten Stärken. Vor allem letztgenannte findet man auf dem neuen Album „Songs for the last View“ zu Hauf.

 

Denn die Süddeutschen haben für Genrefans im Allgemeinen und ihre Anhängerschaft im Speziellen wieder eine ganze Stange Hits komponiert, die gekonnt das Erkennen der eigenen Stärken mit dem Einfließen neuer kreativer Strömungen verbinden. Dass es dabei zu klanglichen Veränderungen kommen muss, liegt natürlich schon aufgrund der neuen Leadstimme auf der Hand. Und würde man sich zuerst und einzig „Dear Army“ vom neuen Dreher anhören, man könnte meinen die Band hätte ihren Stil nach dem Ablegen ihres früheren Doom-Kokons zum zweiten Mal signifikant geändert. Doch weit gefehlt, denn das Stück, das zum Zeitpunkt unseres Listening-Report in der Ultra-Roh-Fassung noch häufig unfreiwillig nach Disturbed klangt, fällt zwar immer noch deutlich aus dem Rahmen (rotzige Sentenced-Vocals treffen auf ein ruppiges Riff-Fundament), hat sich aber dennoch bis zum finalen Stadium noch mindestens zwei Schritte gen Lacrimas-Kosmos bewegt. Deutlicher treten da schon andere Stücke das Erbe der letzten Alben an, etwa „The Shadow I once kissed“, „Lullaby for a weeping Girl“ und „We shouldn’t be here“. In gewohnt packender Manier vereinen Lacrimas Profundere hier schnittiges Rock N Roll Riffing, treibende Drums sowie das Langzeitgedächtnis und das Tanzbein gleichermaßen stimulierende Keyboardflächen. Letztere halten sich in einem sehr angenehmen und stets passenden Rahmen, womit die Band souverän allzu kitschige Klippen umschifft und unterstreicht, dass man es nach wie vor mit einer metallisch-inspirierten Gothic Rock Band zu tun hat und nicht mit weinerlichen Kajal-Tunten für die Bravo. Hier haben selbst die wenigen Balladen (etwa „A Dead Man“) noch deutlich mehr Rückgrat und Eier als die gesamten jüngsten Veröffentlichungen der diversen Pseudo-Goth-Rocker (Hallo Lovex!).

 

Es gibt nur eine Winzigkeit, die mir an diesem Album sauer aufstößt und das ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Denn während ich diese Zeilen schreibe, verschwindet gerade die sommerliche Brutzelsonne am Horizont. Klar, „Songs for the last view“ rockt auch im Sommer. Aber noch perfekter könnte man im noch vom Winter gezeichneten Frühling oder dem rauen, vom Verfall der sommerlichen Pracht geprägten Herbst in dieses Album eintauchen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 22.06.2008