Lacrimas Profundere "Antiadore" / VÖ 24.05.2013

  

Eine schöpferische Pause kann wahre Wunder wirken. Aktuelles Beispiel sind die Goth N Roller Lacrimas Profundere. Zuletzt war es ungewohnt ruhig geworden um die bayrischen Vorzeigedüsterlinge, man wollte Kraft tanken für neue Aufgaben und nach Jahren unter Strom wohl auch einfach mal durchatmen. Man kann bestimmt nicht behaupten, die letzten Alben wären nur von mäßiger Qualität gewesen, aber es ist die Frische, die "Antiadore" einen nicht zu ignorierenden Nachdruck verleiht.

Davon überzeugt einen im Grunde gleich der Opener "My Release in Pain", passenderweise auch die erste Auskopplung. Die Nummer bietet einfach alles, was Lacrimas auszeichnet, von schmeichelhaften warmen Keyboards, über richtig schicke Riffs, bis hin zum gesanglichen Ville Vallo-Kniefall. Hinzu kommt - und das gab es ewig nicht - sogar ein Grunt-Intermezzo. Fette Nummer! Und weil Lacrimas im Vergleich mit anderen Kapellen ähnlicher Ausrichtung schon immer diejenigen mit dem ausgeprägtesten Hang zu Rock N Roll und Metal waren, ist mit dem "Remembrance Song", "Dead to me", "Abandon" oder aber dem Titeltrack "Antiadore" noch eine ganze Reihe weiterer Hymnen mit ultracoolem Drive im Angebot. Dazu gesellen sich nicht minder geschmackssicher inszenierte Songs wie die emotionale Schwermut-Ballade "Still in need" oder aber die herausragende, dramatisch inszenierte Achterbahnfahrt "All for Nothing", die sich als eines der Highlights dieses nicht mit Reizen geizenden Scheibchens entpuppt.

"Antiadore" ist eines dieser Alben geworden, die man mit steigendem Interesse erst ein paar mal durchhört, um dann festzustellen, dass im Grunde jede der 12 Nummern ein Ohrwurm ist. Hat man diese Erkenntnis erst einmal erlangt, steigt der Hörspaß kontinuierlich und es wird für die aktuellen und kommenden Konkurrenzprodukte anderer Kapellen zusehends schwerer dieses Teil aus dem Player zu verdrängen. "Antiadore" hat von "My Release in Pain" bis zum in bester Paradise Lost-Tradition gehaltenen, balladesk angehauchten Finale "A Sign" (inkl. sirrender Ufo-Sounds) viel zu bieten. Durch die extra Portion Härte ist man sogar gewillt vom stärksten Album seit Jahren zu sprechen. Gut gemacht, Lacrimas Profundere.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de