Kyle Gass Band "Kyle Gass Band" / VÖ 17.04.2015

 

 

 

Man tritt Kyle Gass wohl nicht zu nahe, wenn man anmerkt, dass sein kongenialer Tenacious D. Partner Jack Black als Schauspieler mehr zu tun hat als er. Während JB regelmäßig mit namhaften Kollegen vor der Kamera steht, muss sich KG meist mit eher kleineren Rollen begnügen (etwa als Gaststar in der großartigen Serie "Two broke Girls"). Vorteil für Gass: So hat er noch genug Zeit, um sich mit seiner Soloband zu verwirklichen.

 

Deren selftitled Debüt ist jetzt auch offiziell in Europa erhältlich, in den Staaten ist es bereits seit längerem zu haben. Stilistisch geht es gediegener, erdiger zu als bei Tenacious D., man möchte sagen ein bisschen klassischer, bisweilen auch weniger aufgedreht. Was Kyle Gass auch als Solokünstler auszeichnet, ist ein Hang zu humorigen Songtexten, die ebenfalls weniger komödiantisch wirken, wodurch man eine ungefähre Ahnung davon hat, was Jack Black bei The D. mit einbringt. Zumindest auf "Kyle Gass Band" bevorzugt der optische Anti-Rockstar Gass humoristisch eine etwas feinere Klinge, wenn er beispielsweise einen grundentspannten Akustiksong wie "Bro Ho" dazu nutzt, um seine Traumfrau so zu beschreiben, dass sie Reifen wechseln kann, MacGyver liebt, ihren Kaffee schwarz trinkt, sie aber dennoch toll in einem Kleid aussieht und keine Yoko Ono ist. Anders ausgedrückt: Auch bei diesem Soloprojekt steht primär Unterhaltung im Vordergrund, hochtrabende Lyrik hatte ohnehin niemand erwartet. Und das ist absolut in Ordnung, denn so ist Kyle Gass authentisch und einfach er selbst. Gemeinsam mit der erwachseneren Musik vermittelt er gleichzeitig einen noch besseren Eindruck davon, was für ein sträflich unterschätzter Musiker der US-Amerikaner eigentlich ist. Denn genau da liegt ein bisschen der Hase im Pfeffer, wenn man Mitglied einer Kultband wie Tenacious D. ist, die berechtigterweise vor allem als Gesamtkunstwert wahrgenommen wird. Bei "Getting the Band back together", "Our Job to Rock" oder "Dyin' Day" ist das ein bisschen anders, hier steht der gute alte Hardrock an erster Stelle, der gelegentlich mit einem leichten Südstaaten-Geschmäckle versehen wird. Wenn man dann auch noch die Lacher auf seiner Seite hat wie beim hemmungslos ironischen Selbstportrait "Manchild", erhält die Kyle Gass Band (die vermutlich ganz bewusst nicht "Kyle Gass Project" genannt wurde, um sich vom Tenacious D.-Film "The Pic of Destiny" zu distanzieren) durchaus ihre Daseinsberechtigung. Manchem Fan könnte die Sache etwas zu bieder sein und die gewohnte Portion Wahnsinn fehlen, aber das kommt eben dabei raus, wenn Kyle Gass den "The D."-Mantel abwirft und sein eigenes Süppchen kocht. Dabei könnt ihr ihm im April übrigens so genau auf die Finger schauen, wie es bei seiner Hauptband vermutlich nie möglich sein wird, denn die Kyle Gass Band kommt für einige sehr intime Clubshows nach Deutschland. Kleine Verweise auf das prominentere Betätigungsfeld nicht ausgeschlossen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de