KTU "Quiver" / VÖ 13.03.2009

 

 

Wie viele andere vermutlich auch, assoziiere ich mit dem Gedanken an Akkordeons entweder baskenmützentragende Franzosen aus der Baguette-Werbung oder (noch weitaus schlimmer) Bilder aus dem Musikantenstadl, bei dem betagte Damen und Herren zu den der Quetschkommode entspringenden Melodien fröhlich auf die Eins mitklatschen und versuchen, dabei nicht vollends debil auszusehen.

 

Aber Vorurteile sind schließlich dazu da, revidiert zu werden. KTU beweisen auf "Quiver", dass man dieses Instrument auch ganz anders einsetzen kann. Mit oft (prog-)rockigem, manchmal auch elektronischem Unterbau zeigt Kimmo Pohjonen, dass das Akkordeon auch mal wuchtig-dramatische, mal verspielte und mal atmosphärische Instrumentalmusik zu tragen fähig ist. Unterstützt wird er dabei von Pat Mastelotto und Trey Gunn, die dem Meister mit ihrer Erfahrung in Sachen unkonventionelle Rockmusik (King Crimson) den Rücken frei halten. Abgesehen davon sind Vergleiche schon aufgrund der unüblichen Herangehensweise schwerlich möglich. Damit ist "Quiver" ein interessantes und einmal wirklich andersartiges Instrumentalwerk, das über weite Strecken auch wirklich mitzureißen vermag. Zugegeben sei aber auch, dass ein, zwei der sphärischen Songs, insbesondere "Womb", mir die Geduld des Hörers etwas zu sehr beanspruchen. Die Empfehlung zum Reinhören sei dennoch unbedingt ausgesprochen, und das nicht nur, weil es zu dieser Band keine vorzugswürdigen Alternativen gibt. Einzigartig.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 10.04.2009