Krypteria „All Beauty must die“ / VÖ 22.04.2011


 

 

Schön war gestern, zumindest wenn man nach dem Titel des neuen Krypteria-Albums geht. Auch die meisten Songtitel gestalten sich pessimistisch bis giftig und angriffslustig, was durchaus zur Musik auf dem dritten Metal-Album der Kölner passt. Die hat nämlich ein ganzes Schippchen zusätzliche Härte kredenzt bekommen. 

Dass die Rechnung immer noch aufgeht, zeigt zum Beispiel „Thanks for nothing“, das mit ruppigen Gitarren und teils reinrassigem Thrash-Drumming den bekannten Symphonic Metal-Zug mit richtig Feuer im Arsch über die Strecke rattern lässt. Darüber hinaus ist „All Beauty must die“ noch mit weiteren Überraschungen ausgestattet, denn zum ersten mal dürfen sämtliche Bandmitglieder Lead-Vocals beisteuern, nachdem die männliche Fraktion in der Vergangenheit fast nur bei den Chören und Backings in Erscheinung getreten ist. Schlagzeuger Kuschi lässt sein raues Stimmchen bei „Turn the World around“ erklingen, das finale Opus „The Eye-Collector“ hat sogar genug Spielraum, um allen vier Musikern eine gesangliche Plattform zu bieten. Auch deshalb hätte es die Beteiligung von Doro Pesch („Victoria“) eigentlich überhaupt nicht gebraucht. Abgesehen davon, dass die Düsseldorferin zwar zweifellos eine richtig Nette ist, war sie in den letzten Jahren dermaßen oft bei anderen Künstlern zu hören, dass sich längst eine amtliche Übersättigung eingestellt hat. Dann doch lieber Ji-In Cho mit ihrem „Männerchor“ wie bei der kitschigen, aber gelungenen Bombast-Ballade „(How can something so good) Hurt so bad“ oder dem dramatischen „As i slowly bleed“ mit seinen diversen Tempowechseln. So gesehen haben sich Krypteria richtig clever aus der Affäre gezogen: Sie haben genügend neue Elemente zugelassen, um eine Entwicklung erkennen zu lassen, dabei aber weder ihre Bombast-Wurzeln gekappt, noch anderweitig mit lieb gewonnenen Traditionen gebrochen. Im Gegenteil steht ihnen der nach oben korrigierte Härtegrad sogar glänzend zu Gesicht, wodurch man näher an die schon immer energischeren Live-Shows heranrückt. Genrefreunde können somit blind zugreifen, denn der einzige wirkliche Kritikpunkt ist das Artwork – hier wäre noch Luft nach oben gewesen.


Markus Ruttenwww.sounds2move.de