Korn „III – Remember who you are“ / VÖ 09.07.2010

 

 

 

Dass die New Metal Dinos Korn hin und wieder etwas neben sich stehen und ein klein wenig paranoid sind, ist in all den Jahren wohl niemandem verborgen geblieben. Auf der Suche nach dem einzig wahren Ich haben sich Korn diesmal in ihre Prä-Millenium-Phase zurückversetzt, um den eigenen Ursprüngen wieder näher zu kommen, was schon allein der Albumtitel mehr als deutlich macht.

 

So ganz auf olle Kamellen und mit dem Blick auf eine Rückkehr zum kommerziellen Übererfolg präsentieren sich die Körner dennoch nicht. Was nicht heißen soll, dass „Pop A Pill“ nicht doch zu jeder Sekunde unüberhörbar nach den Alben „Issues“ und vor allem „Follow the Leader“ klingt. Industrial und Prog spielen im Vergleich zu den letzten Alben eine deutlich untergeordnete Rolle, was die alten Fans sicher begrüßen werden. Und dass im Leben von Jonathan Davis nach wie vor einiges verdammt schief läuft („Move On“), ist dem klassischen Korn-Spirit ebenfalls alles andere als abträglich. Davis ist und bleibt am besten, wenn er den nasalen Psycho spielt (?) und den Texten durch seine seelischen Abgründe den nötigen Kick verleiht. Wenn dann auch noch der wabernde Bass-Sound von Fieldy dazu kommt, bei dem man jede Seite vor dem geistigen Auge hin und her zittern zu sehen scheint, ist endgültig fast alles gut im Kornkreis. Und doch ist nicht alles Gold was groovt, denn auf die Schnelle kann man auf „III“ noch keinen Übersong oder zukünftigen Klassiker ausmachen. Dafür muss man schon ein bisschen Zeit mitbringen, selbst wenn sich einige Nummern schneller ins Ohr schmeicheln als andere („Let the Guilt go“, „Fear is a place to life“). Der laut Aussage der Band vollständige Verzicht auf Pro-Tools macht sich unterdessen im Klang bemerkbar, was zumindest den für ein Korn-Album streckenweise recht dünnen Gesamtsound erklärt, wodurch man sich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass „Remember who you are“ irgendwie zerfahrener klingt, als es sein müsste. Somit ist „Remember who you are“ kein neuer Klassiker geworden, was zu erwarten auch absolut vermessen gewesen wäre. Dafür gehen Jonathan Davis und Co. definitiv wieder in die richtige Richtung und wenn die Band live auf der nächsten Tour wieder eine ähnlich gottgleiche Setlist wie auf dem Graspop 2009 parat hat, dann kann ich auch mit diesem eher durchschnittlichen Album absolut leben. Abgesehen davon, dass Korn seit jeher besonders live alle Trümpfe in der Hand halten.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 20.07.2010