Kontrust „Time to Tango“ / VÖ 28.08.2009

 

 

 

Kontrust aus der Alpenrepublik Österreich wollen vor allem eines: einen eigenen Sound präsentieren. Und genau das gelingt dem Sextett auch, allerdings nicht ohne auch Verluste hinnehmen zu müssen.

 

Und diese Verluste erschließen sich dem unvoreingenommenen Hörer relativ schnell, denn nicht selten scheinen sich Kontrust auf ihrem Zweitling noch uneins zu sein, wohin die Reise denn nun gehen soll und schielen stattdessen ein wenig zerstreut in zu viele Richtungen auf einmal. Will man vielleicht zu viel? Gut möglich. Dabei ist die eine oder andere Idee grundsätzlich gar nicht mehr so verkehrt, etwa die Ska-Schlagseite bei „Clown Parade“. Dass man sich gesanglich hingegen nur teilweise überzeugend in Szene setzen kann, ist ärgerlich und wäre womöglich zu vermeiden gewesen. Die wasserstoffblonde Agata rettet dabei mit ihrem oft an Sandra Nasic erinnernden Timbre („1k1“) noch vieles, muss ihre Leistung teilweise aber leider auf Sand bauen, da ihr männliches Pendant Stefan zwar kein abgrundtief schlechter Sänger ist, er aber gesanglich doch deutlich gegenüber seiner Kollegin abfällt. Dass der Gute dabei häufig mehr nach Dancehall und Reggae denn nach Metal klingt, hat einen nicht geringen Anteil daran, dass „Time to Tango“ zwar kraftvoll, aber insgesamt stilistisch unentschlossen klingt. Solang der musikalische Rahmen dabei überzeugt wie beim Opener und offensichtlichen Lacuna Coil-Zitat „Dancer of the Sun“ geht das ganze noch klar, ebenso beim kleinen Hit „We add the World“, der durch seinen hymnischen Chorus aufhorchen lässt. Dazwischen geht die Sache aber eben leider auch immer mal in die Hose, was „Time to Tango“ trotz einiger interessanter Ansätze ordentlich Abzüge in der B-Note kostet. Mich beschleicht zudem das Gefühl, dass diesem Album letztlich zu viel Füllstoff untergekommen ist. Von den 16 enthaltenen Tracks hätte man guten Gewissens 4 streichen können, allen voran die beiden überflüssigen Zwischenspiele „Mainstream Bypass“ und „Lato“.

 

Somit stellt sich die Frage ob es für Kontrust schon mit „Time to Tango“ – nicht zu unterschlagenden Newcomer-Auszeichungen in der Heimat zum Trotz – auch im Ausland reichen wird. Sicherlich wird hier einiges richtig gemacht, aber ob das in den andauernden Zeiten der völligen Marktübersättigung noch zum Durchbruch ausreicht bleibt abzuwarten.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 30.08.2009