Knorkator "Weg Nach Unten" / VÖ 19.09.2008

 

 

Mit Knorkator wird demnächst eine der eigenwilligsten, aber auch interessantesten deutschsprachigen Bands der letzten Jahre zu Grabe getragen werden. Zum Abschied gibt es nicht nur noch eine finale Tour, sondern auch eine schick aufgemachte Doppel-DVD namens "Weg Nach Unten".

 

Die erste Silberscheibe enthält dabei einen Konzertmitschnitt des "Anplakt"-Programmes, mit welchem die Berliner Anfang diesen Jahres auf Tour waren. In diesem Rahmen hat man diverse Bandklassiker massiv umarrangiert und in zwar nicht wirklich stromfreien (E-Bass, E-Gitarre und Keyboard sind trotzdem dabei), aber ungewohnt organischen, beschwingten und gemäßigt instrumentierten Versionen dargeboten. Damit zeigte die "etwas andere Boygroup" sich von einer neuen Seite, die ihr sicher nicht jeder zugetraut hätte. Und auf "Weg Nach Unten" wurde dies nun angemessen dokumentiert. Zwar fehlt leider der für DVDs inzwischen fast obligatorische 5.1-Mix, aber auch so bringt die Konzertaufnahme die ungewohnt intime und zurückgenommene (aber natürlich trotzdem mit Knorkator-Humor durchsetzte) Atmosphäre dieser ungewöhnlichen Konzertreihe gut rüber. Die zweite DVD hingegen enthält den Mitschnitt eines normalen (wobei dieser Terminus bei Knorkator eigentlich per se deplatziert erscheint) Konzertes. Hier zeigen sich Alf, Stumpen und Co so überdreht, wie man sie kennt. Allerdings taugt diese zweite DVD zwar in gewissem Maße als Werkschau, indem sie noch einmal aufzeigt, was für eine unnachahmliche Art deutschsprachigen Rocks die Verrückten praktiziert haben, wie sie mit ihren charakteristischen Ohrwurmmelodien Inhalte zwischen bewusst plattem Fäkalhumor und Anflügen von Tiefgang zu vermitteln und dabei stets zu unterhalten wussten. Ein mitreißendes Live-Dokument stellt sie indes leider nicht dar, auch wenn das Konzertpublikum augenscheinlich bester Stimmung war. Das liegt nicht etwa an den gewohnten Playback-Keyboards (diese gehören einfach zu dieser Band), sondern daran, dass es scheint, als sei ein Großteil des Gesangs, wenn nicht gar der gesamte Gesang hinterher per Overdub hinzu gefügt worden. Das führt nicht nur zu einem Livekonzert-untypischen Mangel an Dynamik im stimmlichen Bereich, sondern oft zu allem Überfluss noch dazu, dass Bild und Ton asynchron nebeneinander stehen, was einem doch ziemlich auf die Nerven geht und ein Gefühl des "Dabeiseins" schon gar nicht entstehen lässt.

 

Wegen dieser leider auffälligen Mängel beim zweiten Konzertmitschnitt, ist "Weg Nach Unten" ein für eingefleischte Fans sicherlich interessanter, alles in allem dennoch qualitativ leider nicht angemessener Schwanengesang für diese außergewöhnliche Band.

 

Florian Gothe – www.sounds2move.de / 05.09.2008