Knorkator "Das nächste Album aller Zeiten" / VÖ 02.02.2007

Nachfolgend wird es um eine Band gehen, die polarisiert und die man entweder liebt oder hasst. Denn während die Einen über die abstrusen Songtexte aus dem Hause Knorkator herzhaft lachen können, so schütteln die Anderen nur verständnislos den Kopf. Dies wird sich auch beim neuesten Knorkator Output nicht ändern, auch wenn "Das nächste Album aller Zeiten" lange nicht so dämlich ist wie man es erwarten würde.

OK, ich gebe es zu, dass ich nicht wirklich ein Fan von Knorkator oder auch vom so genannten Fun Metal im Allgemeinen bin. Dies schlicht und einfach darum, weil der zu hörende Humor sich meistens unter der Gürtellinie bewegt und sich somit mehrheitlich aus primitiven Kalauern, als aus wohlüberlegten Pointen zusammensetzt. Von daher tendierten meine Erwartungen an das neue Knorkator Werk auch eher gegen Null, da diese Band mich in den vergangenen Jahren eher genervt als unterhalten hat. Doch an dieser Stelle muss ich nun ganz objektiv eingestehen, dass mich "Das nächste Album aller Zeiten" in jeglicher Hinsicht positiv überrascht hat. Schon alleine die musikalische Umsetzung der einzelnen Songs hätte ich in dieser Form von Knorkator nie und nimmer erwartet, da die Band weder banal noch eintönig zu Werke geht. Vielmehr spielen die Herren Spaßmacher mit den verschiedensten Stilmitteln, bauen sowohl thrashige Gitarrenriffs, anschmeichelnde Keyboardmelodien, klassische Chorpassagen, symphonische Elemente, Kindergesänge und noch vieles mehr, in ihre Songs ein. Zusätzlich versteht auch Stumpen, seines Zeichens Knorkator Frontmann, sein Sangeshandwerk wirklich ausgezeichnet. So singt er einmal hymnisch klar ("Das Lied vom Pferd"), kantig maskulin ("Wir werden alle sterben"), verschroben merkwürdig (!Für meine Fans!) oder gar raserisch aggressiv ("GV"), wobei er sich in jeder dieser Gesangsnuancen hörbar wohl fühlt. Doch der wahre Clou von "Das nächste Album aller Zeiten" sind die Songtexte, die zwar oberflächlich betrachtet schräg oder auch unsinnig ausfallen, aber nach intensiverem Hören einen durchaus tieferen Sinn offenbaren. Sogar in einem ganz offensichtlichen Blödelsong wie "Für meine Fans", in dem sich die Band über ihre "hässlichen" Fans auslässt oder auch in einem abstrakten Song wie "Nur mal angenommen", in dem beschrieben wird wie es wäre, wenn man durch seinen eigenen Hintereingang in sich hineinkriechen könnte, stecken kleine Denkanstösse, die es wert sind entdeckt zu werden. Man könnte es auch so ausdrücken, dass die Band auf ihre ganz eigene Art und Weise etwas zu sagen hat und diese Botschaften mit der nötigen Portion Humor garniert. Da sei auch ein eher sinnloser Song wie "Franz Hose" (was für ein Wortspiel!) verziehen, der zwar in der französischen Sprache vorgetragen wird aber dennoch nicht über sonderlich viel Klasse verfügt bzw. als schwächster Song des Albums betrachtet werden kann. Zu guter Letzt sei aber trotzdem auch noch erwähnt, dass die Band auf diesem Album ein geradezu erschreckendes Gespür für wahre Ohrwurmsongs demonstriert und dass sich Songs wie "Alter Mann", "Das Lied vom Pferd", "Wir werden alle Streben", "Für meine Fans" oder auch "Geld" einem regelrecht in die Gehörgänge fressen.

Ich hätte es nie gedacht, dass ich ein Knorkator Album für gut befinden würde. Doch ohne Scham möchte ich an dieser Stelle verkünden, dass mir "Das nächste Album aller Zeiten" wirklich gefällt und ich von den Songs durchwegs gut unterhalten wurde. Darum möchte ich diese CD nicht nur den Knorkator Fans ans Herz legen, jene werden von diesem Werk so oder so begeistert sein, sondern auch der aufgeschlossene Ottonormalverbraucher sollte vielleicht ein Ohr voll riskieren.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 01.02.2007