Kneipenterroristen „Härter als der Rest“ / VÖ 17.08.2007

 

 

Eine Coverband versucht sich zu emanzipieren. Die landläufig als beste Böhse Onkelz Coverband bezeichneten Hanseaten Kneipenterroristen versuchen mit ihrem neuen Langeisen „Härter als der Rest“ nun auf eigenen Füßen zu stehen - und spekulieren möglicherweise auf die Lücke, welche das Frankfurter Phänomen um Stephan Weidner vor wenigen Jahren gerissen hat.

 

Aber seien wir ehrlich: das war eine einmalige Geschichte. Die Geschichte einer Band, die von ganz unten kam, der man scheinbar jeden Knüppel von hier bis Mexiko (Kalaueralarm!) zwischen die Beine geschmissen hat und die letztendlich am Lausitzring den vielleicht spektakulärsten Freitod der deutschen Musikgeschichte zelebriert hat. Eine solche Karriere kann man nicht rekonstruieren und das schaffen auch die Kneipenterroristen nicht. Warum? Weil, auch wenn man mit Nachdruck auf eigene Songs und die eigene Identität hinweist, alles irgendwie abgekupfert klingt, von den Songtiteln bis hin zu den Textideen. Auch wenn es hart klingt: Niemand braucht „Ketten und Leder“, „Terrortour“ oder „Härter als der Rest“, wenn er schon „Lack und Leder“, „Kneipenterroristen“ und „Onkelz 2000“ kennt. „Härter als der Rest“ bietet musikalisch einfach nichts, aber auch gar nichts, was irgendjemand braucht. Musikalische huldigt man der 70er Punk-Monotonie, der Gesang soll zwar rau klingen, was aber nicht darüber hinweg täuscht, dass großes Talent anders aussieht. Wenn dann noch lyrische „Glanztaten“ wie „Ihr hasst uns wie die Pest [...] Wir sind härter als der Rest“ zum Zuge kommen, fängt der Zuhörer endgültig an zu schaudern. Wenn die „Holstenritter“ schlau sind, dann bleiben sie bei ihrem  (lukrativeren) Kerngeschäft, denn ihre Paraderolle ist und bleibt die Onkelz-Coverband. Besser gut kopiert als schlecht erfunden. Der einzige kleine Lichtblick für die Zukunft der Hamburger als eigenständige Band ist, dass auch die Onkelz mit ihren ersten Gehversuchen nicht gerade Glanzlichter erschaffen haben.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 13.08.2007