Kiss „Sonic Boom“ / VÖ 02.10.2009

 

 

Drei Tage Urlaub habe ich mir gegönnt, die Arbeit aber im Gepäck, beziehungsweise in der Anlage. Es handelt sich um nichts Geringeres als die neue Scheibe der legendären Band Kiss. „Sonic Boom“ ist das erste Studioalbum der Gruppe seit gut elf Jahren, die Band war zwischenzeitlich aufgelöst, aber nie so ganz vom Erdboden verschwunden. Auch wenn die lange Wartezeit auf das neue Album Anlass zu allerlei Spekulationen geben, konnte bezüglich einer eventuell veränderten musikalischen Ausrichtung, so hat sich der Sound trotzdem nur minimal und das auch nur stellenweise verändert. Dies dürfte vor allem zwei Gründe haben. Erstens die Tatsache, dass mit Paul Stanley (Gesang, Rhythmusgitarre) und Gene Simmons (Gesang, Bass) die beiden Bandgründer und – leader nach wie vor das Zepter führen und zweitens, dass diese Beiden gemeinsam mit Eric Singer (Schlagzeug) und Tommy Thayer (Leadgitarre) seit 2004 eine feste Einheit bilden, im letzten Jahr auf großer Welttournee waren und Kiss somit als eingespielte Einheit an die Aufnahmen gingen.

 

Der Opener „Modern Day Delilah“ klingt für Bandverhältnisse fast schon düster, aggressiv und modern, wobei modern hier natürlich relativ ist, denn solche Musik haben andere Bands um 1990 herum auch schon gemacht. Trotzdem zählt dieses Stück gemeinsam „I´m An Animal“ zu den spannendsten, weil ungewöhnlichsten Stücken des Albums. Dem gegenüber stehen aber zahlreiche altbackene, zigmal gehörte und dennoch starke Songs, die sich schnell ins Ohr fressen. Im Prinzip machen Kiss genau das, was sie schon immer gemacht haben: Recht flotte Hard Rock Nummern nach Schema F. Strophe, Refrain mit Chören, das nochmal, ein Solo, Refrain oder Hauptriff variieren, Schluss. Damit fahren viele alte Bands seit Jahrzehnten gut. Die Kollegen von AC/DC haben es vor einem Jahr vorgemacht, ein Album mit ein paar Hits (neben den Genannten vor allem noch „All The Glory“, das Lied geht mir nicht mehr aus dem Kopf!) und ein bisschen Füllmaterial reicht aus, um die Fanschar weitgehend zufrieden zu stellen.

 

Wer als Hardrockfan genau das erwartet hat und sich damit zufrieden gibt, der mag das Album gerne kaufen. Wer als Hardrockfan genau das erwartet hat und sich damit nicht zufrieden gibt, der sollte sich lieber die aktuellen Werke von Europe oder The Answer anhören. „Sonic Boom“ ist zwar kein verschwendetes Geld, die Konkurrenz hat dieses Jahr aber bessere Alben am Start.

 

Nils Obergöker – www.sounds2move.de / 14.10.2009