Kiss „Monster“ / VÖ 05.10.2012

 

 

Mit „Monster“ veröffentlichen Kiss ihren bereits 20. (!) Longplayer, und das obwohl dessen Vorgänger „Sonic Boom“ schlappe elf Jahre Funkstille vorausgingen. Diese war allerdings verständlich, immerhin waren weder „Carnival of Souls“ (1997) noch „Pychso Circus“ (1998) kreative Überflieger oder gar Hitfeuerwerke. Jetzt hat man aber scheinbar endgültig zurück in die Spur gefunden, und auch das Selbstvertrauen sprießt wieder aus allen Poren. Schon die Hülle von „Monster“ lässt uns nämlich via Sticker wissen, dass sich auf dieser Platte weder Balladen und schon gar kein Füllstoff befinden.

 

Zieht man sich die zwölf neuen Songs rein, muss man den Herren recht geben. Schon „Sonic Boom“ kam vor drei Jahren bei Fans und Kritikern gut weg, mit ihrem „Monster“ legen Kiss aber noch mal eine ordentliche Schippe oben drauf. Die Rock-Dinosaurier schaffen es, mit ihrem neuen Scheibchen nach der Hochphase des Stadion-Rocks zu klingen, schnappen sich aber quasi im vorbeigehen auch den Druck und die Transparenz einer zeitgemäßen Produktion, die wie schon der Vorgänger von Paul Stanley selbst übernommen wurde. Auf diese Weise verzücken Kiss nicht nur ihre älteren Fans, sondern auch das jüngere Volk wird nie das Gefühl haben, es mit verstaubten Antiquitäten von Vorgestern zu tun zu haben. „Outta this World“ versprüht trotzdem jede Menge 80er Charme, ebenso wie „All for the Love of Rock ´n´ Roll“. Währenddessen ist „Hell or Hallelujah“ ein Hit wie er im Buche steht: Rasse, Schmiss und Ohrwurmchorus im richtigen Mischverhältnis kombiniert und fertig ist der Gassenfeger. Entsprechend hoch ist der Unterhaltungswert dieses Monsters, mit dem jeder Rocker auf die eine oder andere Art und Weise etwas anfangen können sollte. Klar, der Kult von und mit der Band ist längst überlebensgroß, gleiches gilt für die Live-Inszenierung. Positiv anzumerken ist nichtsdestotrotz, dass die Musik hier zu keinem Zeitpunkt gewollt oder erzwungen klingt. Im gleichen Atemzug treten Kiss den Beweis an, dass „Sonic Boom“ kein Glückstreffer war, und die kreative Maschine flutscht wie schon lange nicht mehr. Stanley, Simmons, Thayer und Singer haben sich offensichtlich wieder bestens aufeinander eingegroovt, was sich auch beim Songwriting bemerkbar macht, an dem ebenso wie im Bezug auf den Gesang die komplette Besetzung beteiligt war. Kiss erleben damit ihren x-ten Frühling, von Etikettenschwindel kann also keine Rede sein. „No Filler“? So sieht’s aus!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de