Kiss "40 Years - Decades of Decibels" / VÖ 30.05.2014

 

 

 

Na das wurde aber auch mal Zeit! Endlich fasst eine Best-of Zusammenstellung die Karriere der Hardrock-Heroen Kiss zusammen. Wie lange mussten wir auf diesen Service warten, wie viele Nächte haben wir wach gelegen? O.k., jetzt mal ernsthaft: Zum 40. servieren uns die Freunde der Gesichtsbemalung mal wieder eine Compilation mit einigen ihrer größten Großtaten und ihren gängigsten Gassenhauern. Dazu, na klar, auch ein paar kleine Perlen für die Sammler unter den Fanscharen - die will man schließlich auch zum Kauf bewegen.

 

Wie man Geld verdient, weiß vermutlich niemand so gut wie Kiss, vor allem Gene Simmons ist ein Meister des Marketing. Aber der Erfolg gibt "The Demon" recht, denn wenn er und Paul "Starchild" Stanley (mit wechselnden Begleitern) etwas anpacken, ist es in der Regel binnen kürzester Zeit vergoldet. Wobei man auch sagen muss, dass das "Decades of Decibels" zugrunde liegende Konzept durchaus seinen Reiz hat: So ist je ein Song von jedem bisherigen Studioalbum enthalten, ebenso von den Soloscheiben "Peter Criss", "Gene Simmons", "Ace Frehley" und "Paul Stanley" und den verschiedenen "Alive"-Livealben. Damit ist einerseits sichergestellt, dass man nicht zum 100. Mal die genau gleichen Kamellen durchkaut, andererseits ist diese Doppel-CD dadurch wohl für die klassische Best-of-Käufer Klientel nicht ganz so interessant wie vergleichbare, bereits erhältliche Scheiben. Wenn es also so etwas wie eine für langjährige Fans interessante Hitsammlung gibt, dann könnte sie ungefähr so aussehen wie "Decades of Decibels". Da wird hier und da mal eine Live-Version eingeschoben ("Psycho Circus"), anderes wird in einem alternativen Mix serviert ("Forever"), "God of Thunder" kommt gar in der bisher nur im "The Box Set" erschienenen Demo-Format, die - im Gegensatz zur Albumversion - nicht von Gene Simmons, sondern noch von Paul Stanley eingesungen wurde. Randnotiz: Es war eine gute Entscheidung, letztlich dem Bassisten das Feld zu überlassen. Zwischen härteren Brechern ("Unholy"), Hardrock-Standards ("Let me go, Rock ´n´ Roll“, "Rock and Roll all Nite", "Detroit Rock City") und Schmachtfetzen ("Beth", "Reason to live"), findet sich sogar zumindest ein bisher gänzlich unveröffentlichter Song, nämlich "Reputation", was besonders Komplettisten freuen dürfte, selbst wenn die Nummer verdächtig nach "Radioactive" (ebenfalls enthalten) klingt. Dass manche Evergreens durch's Raster gefallen sind bzw. wegen des Konzepts fallen mussten (Stichwort "Love Gun") ist zu verschmerzen, im Falle von "Deuce" fragt man sich allerdings schon, ob es nicht eine bessere Live-Version gegeben hätte, als diesen rumpeligen "Bootleg-sound-alike" aus Pittsburgh. Über diese kleine Schwäche wird die Kiss Army aber sicher wohlwollend hinweg sehen und trotzdem fleißig zugreifen, da sich "40 Years - Decades in Decibels" für Fans letztlich doch mehr lohnt als die Aussicht auf eine weitere Best-of Scheibe im Voraus hatte erahnen lassen. Gene Simmons ist und bleibt eben ein herausragender Geschäftsmann.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de