Killswitch Engage "Incarnate" / VÖ 18.03.2016

 

 

 

Zum dritten Mal in Folge haben sich Killswitch Engage drei Jahre oder länger Zeit gelassen, um ein neues Album an den Start zu bringen. Weil sie es können, möchte man lapidar erwidern, denn als Quasi-Blaupausenband für ein komplettes Genre darf man sich schon mal ein bisschen Zeit lassen. Beweisen muss der Fünfer aus Massachusetts ohnehin niemandem mehr etwas.

 

Und doch lassen Adam Dutkiewicz (der mal wieder persönlich für eine knallige, modere Produktion gesorgt hat) und seine Kollegen ihren Thron nicht verwaisen und ziehen mit "Incarnate" nicht nur ihr siebtes Studiowerk aus dem Zylinder, sondern auch eines, das den eigenen Maßstäben gerecht wird. Ihrem unverkennbaren Stil zwischen krachender Härte und überragenden Emotionen bleiben Killswitch Engage auch auf dem zweiten Album seit der Rückkehr von Sänger Jesse Leach treu. Selbiger war diesmal von Beginn an bei der Entstehung der Platte dabei, wohingegen "Disarm the Descent" musikalisch bereits in trockenen Tüchern war, als Leach seinen alten Posten wieder übernahm. Gesanglich hat der Frontmann gefühlt sogar noch eine Schippe drauf gelegt im Vergleich mit seinen bisherigen Arbeitsnachweisen, wovon besonders die klar gesungenen Momente profitieren - man höre dazu nur den KsE-Musterohrwurm "Until the Day", der zusätzlich mit einer überaus gefälligen Gitarrenmelodie ausgestattet wurde. Ähnlich, wenn auch eine Spur härter aufgestellt ist "Hate by Design", dessen Hook ebenso überzeugt wie die des furiosen Ritts "The Great Deceit". Wie gut Leach sich auf "Incarnate" präsentiert, wird im gedrosselten, teils schleppenden "It falls on me" noch einmal überdeutlich: Wenn man es nicht besser wüsste, würde man denken, dass der Klargesang im Mittelteil ein Gastbeitrag von Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) ist. Soviel zum Ritterschlag, wenngleich sich auch der Rest der Band keine Schwächen leistet und man lyrisch außerdem ziemlich aus dem persönlichen und emotionalen Nähkästchen plaudert ("Cut me loose").

 

Vom Fleck weg bläst einen "Incarnte" übrigens nicht weg, auch wenn die Spielzeit etwa bei einer gut verdaulichen Dreiviertelstunde liegt. Insgesamt prasselt dann doch einiges auch auf den affinen Hörer ein, sodass man diese Platte und ihre Songs erst einmal einordnen muss, bevor sich das Hörvergnügen nach und nach seine Bahnen bricht. Dann jedoch erhöht jeder weitere Durchlauf den Spaßfaktor und man wird sich schnell wieder klar darüber, warum diese Jungs über all die Jahre so populär geworden sind und auch bleiben werden. Wer kann, der kann.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de