Killswitch Engage "Disarm the Descent" / VÖ 05.04.2013
Hossa, was
ist hier denn los? Killswitch Engage legen auf ihrem neuen Album ja los
wie die Feuerwehr: Kein Vorgeplänkel, geschissen auf Atmosphäre, mit
dem ersten Ton von "The Hell in Me" wird erst mal geblastet und
gebrüllt was das Zeug hält. Ah, da kommt ja das melodische Break samt
hymnischem Refrain, so kennen wir die Burschen von der US-Ostküste.
Einzige Neuerung ist erst einmal - und das hat garantiert jeder
mitbekommen, der die letzten zwölf Monate nicht in einer Höhle oder auf
dem Mond zugebracht hat - der Gesang, der nach dem selbstbetitelten
Debüt und seinem Nachfolger "Alive or just breathing" erstmals wieder
von Jesse Leach stammt.
Und sonst? Sonst hält man sich mit Überraschungen ziemlich zurück. All
zu große stilistische Sprünge hat wohl eh niemand erwartet und wenn
doch, wäre er oder sie wohl enttäuscht worden. Denn die Rezeptur von
"Disarm the Descent" ist bekannt: moderne Härte, wuchtige Drums und ein
stets hochmelodischer Chorus mit Hitgarantie. Als Neuerung geht das
sicher nicht durch, aber man kann Killswitch Engage dafür eigentlich
auch nicht ans Bein pinkeln, denn sie haben diesen Stil nicht nur
geprägt, sondern gewissermaßen erfunden. Somit ist das sechste Album
der Band zwar nicht ultimativ spannend, gibt sich in Qualitätsfragen
aber auch zu keiner Sekunde die Blöße. Im Gegenteil ist diese Scheibe
zwar wieder relativ kurz ausgefallen, beugt damit aber auch jeglichen
Hängern vor. Anspieltipps kann man sich an dieser Stelle sparen, denn
Hits sind alle enthaltenen Songs, folglich geht das frische Liedgut
augenblicklich ins Ohr. Jesse Leach zeigt sich gesanglich stets auf der
Höhe und verdeutlicht gerade wenn er Gift und Galle spukt, dass er ein
härteres Organ als sein Nachfolger und Vorgänger in Personalunion
Howard Jones hat. Im klaren, angedeutet balladesken Bereich ("Always")
geben sich die Zwei hingegen nur wenig, hier gehören beide Sänger zur
Genre-Spitze. Dort waren und bleiben auch Killswitch Engage, die ihrem
Publikum mundgerechte Metalcore-Häppchen reichen, die sich dieses
garantiert wieder munden lassen wird. Ein Nummer-Sicher-Album?
Vielleicht? Ein gutes Album? Hundertprozentig!
Markus Rutten - www.sounds2move.de
Ohne
große
„Hallo-hier-sind-wir-und-wir-möchten-euch-jetzt-unser-neues-Album-vorstellen“-Introprozedur
donnert „Disarm the Descent“, das aktuelle, bereits sechste Werk von
Killswitch Engage, gleich richtig fett aus den Boxen in Richtung
Gehörgang („The Hell in Me“). Und damit spreche ich wirklich von Donner
– so richtig, mit Shouts, Riffs, Doublebass und dem ganzen Kram, der
dazugehört.
Neu ist nicht wirklich viel – außer der neuen, alten Stimme von Jesse.
Aber warum auch etwas am Erfolgskonzept ändern, wenn die Rechnungen
aufgehen? Qualitätstechnisch haben Killswitch Engage zugegebenermaßen
deswegen noch nie einbüßen müssen, egal wie unterschiedlich oder wie
kurz oder lang die Alben schlussendlich ausgefallen sind oder für
welchen „Stil“ man sich entschieden hat. Natürlich haben Adam & Co.
schon immer ihre Linie verfolgt und sind dieser treu geblieben, und so
verwundert es den Hörer auch kaum, dass Killswitch Engage mit „Disarm
the Descent“ eben nicht ein „neues“ Album auf den Markt gebracht haben,
sondern ein „weiteres“. Auch wenn ich persönlich die Stimmfarbe von
Ex-Fronter Howard Jones sehr gut leiden konnte, bin ich aber im
Gegenzug genauso froh, dass Jesse Leach den Part zurück bekommen hat.
Die Shouts sitzen perfekt, aber auch die ruhigeren Töne sind absolut
gelungen („Always“, „All we have“).
Letzterer genannter dürfte wohl live nicht nur bei der ein oder anderen
Dame zu Anflügen von Gänsehaut führen. Mit ihrer charakteristischen
Mischung aus Härte, Melodie, satten Drums und sitzenden Riffs haben
Killswitch Engage schon in den Jahren zuvor ihr Revier markiert, so
auch 2013.
Einwandfreies Instrumentenhandling („In Due Time“, „Turning Point“),
Tracklist par excellence, zündende Songs, treibende Melodien – das
wären kurze prägnante Beschreibungen, die ich für „Disarm the Descent“
parat hätte. Für Qualität steht ebenfalls, dass es schwer fällt,
einzelne Songs rauszupicken, die man als Anspieltipp erwähnen könnte.
Ohrwurmtauglich sind nahezu alle. Fette Sache, gefällt gefällt! So
schreibt und produziert man gute Alben.
Vanessa Vogl - www.sounds2move.de