Katatonia "The Great
Cold Distance" / VÖ 13.03.2006
"Easy-Listening"
war eine KATATONIA - CD noch nie
und zum Glück auch diesmal nicht. Alles andere würde bei der Band aus
Stockholm nur schwer enttäuschen. Die Quälitäten des vorhandenen Materials
offenbaren sich, wie immer, erst
nach mehrmaligem Hören. Der Vorteil dabei: man entdeckt die Songs immer wieder
neu und jeder Einzelne avanciert so zwischendurch zum Favoriten. Die vorab veröffentlichte
Maxi "My Twin" wird auch gleich zum Lieblingsstück nach dem ersten
Durchlauf von "The Great Cold Distance". Gehört es doch zur
Bandpolitik, auf den neueren Alben, ein für interne Bandverhältnisse eingängigeres
Stück für eine potentielle Single bereit zu halten. Ansonsten gilt die übliche
KATATONIA - Tradition: Vorsehbarkeit
= Fehlanzeige.
"The Great Cold
Distance" setzt den mit "Viva Emptiness" eingeschlagenen Weg
fort. Diesmal allerdings eine deutliche Spur härter. Klangen KATATONIA auf
ihrer letzten Veröffentlichung so progressiv wie nie zuvor, gibt es in dieser
Hinsicht keinerlei Richtungswechsel und wird auch konsequent fortgeführt. Auffällig
wird aber ziemlich schnell, dass die gitarrenlastigen Parts viel härter und
druckvoller ausgefallen sind. Auch das Schlagzeug schließt sich diesem Fakt an
und kommt mit einer ziemlichen Intensität daher, die es so bei KATATONIA noch
nie zu Hören gab. Die unverwechselbare Stimme von Jonas Renske klingt auf der
anderen Seite gewohnt melancholisch und haucht den Stücken die übliche
einmalige Stimmung ein. Eine Stimmung die es, im Gesamtbild betrachtet, nur bei
dieser Band gibt. Leider findet sich im Wörterbuch nicht das passende Wort zur
Beschreibung, so dass man nur gängige Attribute benutzen kann wie bedrohlich, düster
oder melancholisch. Damit nähert man sich im Ansatz der Charakterisierung von
"The Great Cold Distance". Diese Atmosphäre findet man immer wieder,
obwohl es vordergründig eine große Diskrepanz zwischen den 12 Songs gibt. So
findet man die rein aggressive und härtere, genauso wie die verträumte und
ruhige Nummer auf dem Album. Eins steht fest: ist man empfänglich für diese
einzigartige Mischung, wird man die Gänsehaut nicht mehr los.
Der fortwährende Stil-Wandel
der Band, in den letzten Jahren, stagniert langsam. Ist dies doch normalerweise
das typische Merkmal eines KATATONIA - Releases. Macht aber nichts, denn der
Sound ist in seiner Gesamtheit inzwischen so einmalig geworden, dass es
gerechtfertigt ist sich nicht mehr groß weiter zu entwickeln. Allerdings ist
"The Great Cold Distance" definitiv eine nochmalige Steigerung gegenüber
"Viva Emptiness".
Nino Liotta - www.sounds2move.de
/ 08.03.2006