Katatonia „Dethroned & Uncrowned“ / VÖ 13.09.2013

 

 

Auf den ersten Blick mag man sich darüber wundern, dass Katatonia mit nur etwa einem Jahr Distanz zu ihrem letzten Werk bereits ein neues Album präsentieren, verging doch zuletzt regelmäßig eine beträchtlich größere Zeitspanne zwischen den einzelnen Studioplatten der schwedischen Düsterkönige.

 

Auf den zweiten Blick erkennt man dann aber, dass es sich bei „Dethroned & Uncrowned“ nicht wirklich um ein neues Album handelt, sondern um eine Alternativfassung ihres letztjährigen Meisterwerks „Dead End Kings“. Gleichwohl ist vorliegende Platte weder ein halbgarer Lückenfüller noch das offensichtliche Ausbeuten einer Erfolgswelle, sondern vielmehr ein Experiment, das auch aus künstlerischer Perspektive Sinn ergibt. Denn die Schweden legten zwar – beginnend mit „Viva Emptiness“ über „The great cold Distance“ und „Night is the new Day“ bis hin zu eben „Dead End Kings“ – in den letzten Jahren eine ganze Reihe wundervoller und berührender musikalischer Großtaten vor. Jedoch zeichneten sich diese, zumindest oberflächlich betrachtet, durch eine jeweils recht ähnliche musikalische Grundstruktur aus. Warum also nun nicht der Welt zeigen, dass man seine Songs auch ganz anders präsentieren kann? Dazu mussten sämtliche verzerrten Rhythmusgitarren und Schlagzeugspuren ebenso aus den Liedern weichen wie ein Großteil der Basseinspielungen. Das ist zunächst schon deshalb ein überraschendes Unterfangen, als dass viele der Songs in ihrer Originalfassung auch durch die ausgefuchste Rhythmik bestachen, die sich unter den herrlich melancholischen Gesangslinien räkelte. Von der schweren Schicht der Metal-Instrumentierung befreit, ist es nun aber weitgehend an den Keyboards und Programmierungen, welche schon immer im Hintergrund brodelten, eine dominantere Rolle einzunehmen und, unterstützt von neu eingespielten Akustikgitarren, den Gesang zu tragen.

In Bezug auf die meisten dergestalt bearbeiteten Titel kann dieses Experiment als voller Erfolg gewertet werden. So erstrahlen hier beispielsweise „The Parting“, „The Racing Heart“ oder „Buildings“ in neuen Versionen, die gleichberechtigt neben ihren Geschwistern stehen. „The One you are looking for is not here“ gefällt mir in der auf „Dethroned & Uncrowned“ verewigten Fassung sogar noch deutlich besser als auf „Dead End Kings“. Lediglich das in der Originalversion zu den Albumhighlights zählende „Dead Letters“ erweist sich für eine derartig reduzierte Umsetzung als zu zerfahren und auch „Lethean“ droht wegen des Fehlens der tragenden Instrumentierung im Mittelteil zeitweise zu kollabieren. Alles in Allem ist Katatonia hier aber ein hochinteressantes Experiment gelungen, das ein sehr stimmungsvolles, bewegendes Album zum Ergebnis hatte.

 

Florian Gothe - www.sounds2move.de