Katatonia „Dead End Kings“ / VÖ 24.08.2012

 

 

 

Ungewohnte Jahreszeit für Katatonia: Die Schweden veröffentlichen mit „Dead End Kings“ zum ersten mal seit einer kleinen Ewigkeit wieder ein Album im Sommer und nicht in der dunklen Jahreszeit, die eigentlich doch so perfekt zu dem Quintett zu passen scheint. Praktisch: Gute Musik schert sich einen Dreck um Jahreszeiten.

„Night is the new Day“ war unbestritten ein starkes Album, aber auch eines, das den Fan und den normalen Hörer gleichermaßen forderte. Ungewohnt luftig kam zwar mancher Song daher („Idle Blood“), auch die Akustikgitarren wussten für Überraschungsmomente zu sorgen. Insgesamt sah man sich aber einem relativ progressiven Stück Musik gegenüber, das es erst einmal zu erkunden galt. Natürlich waren Katatonia nie Easy-Listening, und ihre Musik steckt seit jeher voller Details, aber trotzdem war „Night is the new Day“ eine kleine Herausforderung und ein Stück weit auch ein Experiment, ein Auskundschaften der eigenen Grenzen. „Dead End Kings“ erscheint jetzt wie eine Rückkehr zu den eigenen Kernkompetenzen, zum „klassischen“ Klangbild wenn man so will. Jonas, Anders und Co. ist es gelungen, richtiggehend die Essenz dessen was Katatonia sind und was sie aus macht aus sich herauszupressen. Daran hat unbestritten die unverwechselbare Stimme einen nicht geringen Anteil, aber vor allem die Keyboards und die Gitarren drücken der Atmosphäre seit jeher ihren Stempel auf und erheben auch „Dead End Kings“ über sämtliche Konkurrenten. Man sollte mit derartigen Aussagen ja eigentlich vorsichtig sein, aber irgendwie fühlt man sich an Großtaten wie „Viva Emptiness“ und „Last fair Deal gone down“ erinnert, wenn man in diesem Langspieler versinkt. Daran hat sicher auch die im Vergleich zum direkten Vorgänger drauf gelegte Schippe Härte maßgeblichen Anteil, die sich zum Beispiel im mit krachenden Riffs aufbegehrenden „Buildings“ niedergeschlagen hat. Dem schließen sich Highlights wie das vielseitige „Ambitions“, das wunderbar unberechenbare „Dead Letters“ und „The One you are looking for is not here“ an, ein Duett mit Silje Wergeland (The Gathering), das sich erfolgreich den all zu gängigen Schablonen des gemischten Wechselgesangs verschließt. Weil die Gitarrenfraktion sich hier sehr ruhig und zurückhaltend in Szene setzt, ist dieser Song wohl als Verbindungspunkt zum Vorgänger zu verstehen. Überhaupt schafft es „Dead End Kings“ dauerhaft irgendwie vertraut zu klingen, ohne dass man das Gefühl hat Katatonia würden ihre eigene Vergangenheit wiederkäuen. Fakt bleibt, dass es keine Band gibt, die Seelenpein und Melancholie schöner verpacken kann als es Katatonia schon seit einer kleinen Ewigkeit zu tun im Stande sind. Dieses Album ist eine weitere Ladung Superkleber auf dem Genre-Thron der Schweden.

Markus Rutten - www.sounds2move.de