Karelia "Usual Tragedy" - Plattenkritik / VÖ 23.02.2004
Normalerweise kommt symphonischer Metal aus Italien, wo dieser fast schon am Fliesband produziert wird, oder aus Finnland,
wo diese Spielart dank Nightwish zur Perfektion erhoben wird.
Doch mit ihrem Debüt Usual Tragedy beweisen die Franzosen von Karelia, dass auch unsere Gallischen Nachbarn
dazu imstande sind, sehr guten symphonischen Metal zu erschaffen.
Dabei zeigt schon das mächtige Intro, mit seinen Chören und Orchesterpassagen, dass
Karelia auf ganz großes Theater machen. Dieser Eindruck verhärtet sich
mit jedem Song der folgt, da der Einsatz von klassischen Elementen konsequent übers ganze Album beibehalten wird.
Oft erinnert der Choreinsatz an die Schweden von Therion, wobei sich im musikalischen Gesamtbild auch noch eine Beeinflussung
durch Nightwish und Rhapsody ausmachen lässt. Dennoch sollte man Karelia nicht als billige Kopie abtun, sondern
neben den offensichtlichen parallelen zu anderen Bands, auch die Eigenständigkeit der Franzosen
erkennen.
Jene können nämlich mit Matthieu Kleiber einen Ausnahmesänger vorweisen, der mit seiner einmaligen Singart, der Musik von
Karelia den Funken an Originalität verleiht, den man bei der Italienischen
Konkurrenz oft vergebens sucht.
Monsieur Kleiber verfügt schlichtweg über ein gewaltiges Stimmorgan, meistert sowohl die hohen, wie auch die tiefen
Gesangspassagen ohne Mühe und fern jeder nervigen Tonlage.
Neben dem erstklassigen Gesang, sind aber auch die Songs an sich sehr gelungen, allesamt Instrumental sehr überlegt
arrangiert und auch mit dem Pathos wird nicht übertrieben, wie es z.B. Rhapsody auf
ihre Alben immer wieder gerne machen.
Dennoch muss man Karelia die Abwesenheit eines Ohrwurmes als Kritikpunkt vorwerfen, da auf Usual Tragedy zwar durchwegs
gute Songs vorhanden sind, sich aber keiner im Gehör festfressen möchte. Es fehlen einfach die Hymnen, jene Songs die einen
packen und die man schon nach dem ersten Mal mitsingen kann, wobei die Vorlage und das Talent für solche Stücke unüberhörbar
vorhanden sind. Jedoch muss man bedenken, dass die Franzosen hier erst ihr Debütwerk abliefern und für das schon einen
erstaunlich homogenen und auch ausgereiften Eindruck in allen belangen hinterlassen.
Im Grunde haben Karelia mit Usual Tragedy ein Top Album abgeliefert, ein
Werk geschaffen das sich von der Konkurrenz nicht zu verstecken braucht.
Wenn beim Zweitwerk noch ein wenig mehr auf Ohrwurmqualitäten geachtet wird, dann können Karelia sogar zur ernsten
Konkurrenz für einige Bands aus diesem Genre werden.
So möchte ich, trotz der Kritik; für dieses Album eine Kaufempfehlung, für Fans des
symphonischen Metals aussprechen.
Wie auch eine Reinhörempfehlung für alle anderen, da Karelia ein starkes und hörenswertes Debüt auf CD gebannt
haben.
Nando
Rohner – http://www.sounds2move.de/ /
03.06.2005