Kampfar „Profan“ / VÖ 13.11.2015

 

 

Erstaunlich schnell für Kampfar-Verhältnisse kommen die Norweger mit ihrem siebten Album um die Ecke. Nicht einmal zwei Jahre nach „Djevelmakt“ steht nun „Profan“ in den Plattenläden. Und die Jungs aus Fredrikstad starten schnörkellos. Ein paar seltsame Krächzlaute von Bandgründer und Frontmann Dolk und „Gloria Ablaze“ rumpelt in bester traditioneller Black Metal Manier los. Der Sound ist eine Spur räudiger ausgefallen als auf dem Vorgänger. Doch bereits der Opener zeigt, dass man es hier definitiv nicht mit Einbahnstraßenmusik zu tun hat. Mehrere Tempowechsel, Dolk mit ein paar Versuchen, sein Gekrächze mit so etwas wie Gesang zu ergänzen – ja, in diesen viereinhalb Minuten passiert schon einiges. Auch der folgende Titelsong verfällt alsbald in mittelschnelle Black Metal Raserei, nicht aber ohne treibende Riffs, eingeschobene melodische Parts und einen ruhigen Mittelteil samt Chören aus der Gruft mit an Bord zu haben. „Profan“ ist hier also keinesfalls auf die Musik bezogen. „Icons“ knüpft an die Bandtradition an, seltsame Keyboard-Klänge in den Sound einzubauen, doch auch hier wird es sofort schnell und treibend, auch hier gibt es tiefe Männerchöre, und nach einem etwas langsameren Part läutet ein Tom-Warrior-Gedächtnis-“Uhh“ ein wenig Geknüppel ein. Knüppelhart beginnt auch „Skavank“, mit siebeneinhalb Minuten der längste Track des Albums. Erneut beweist das Songwriting ein gutes Gespür für Hooks und treibende Riffs inmitten des immer wieder ausbrechenden Geballers. Kern ist ein epischer, sich immer mehr steigernder Mittelteil. „Daimon“ beginnt mit bedrohlichen Klängen – unter Zuhilfenahme von Didgeridoo und Klavier – bevor Dolk mit sphärischem Klargesang ein Killer-Riff ankündigt, das er dann mit seinem üblichen Gekrächze begleitet, bevor er in einem Midtempo-Teil noch eine weitere Facette seiner Stimme offenbart, die eher nach „normalem“ Metal-Gesang klingt. „Pole in the Ground“ ist in der ersten Hälfte ein relativ konventioneller Black Metal Song mit den etablierten Trademarks der Band, wird dann in der zweiten Hälfte immer ruhiger und atmosphärischer bis er am Ende ziemlich nach späten Bathory klingt... und nahtlos in das abschließende „Tornekratt“ übergeht. Das komplett im Midtempo gehaltene Stück verzichtet zwar auf Gewaltausbrüche, dafür hat es mit seinem hymnischen Mittelpart (der ein wenig an „Balladen om Bifrost“ vom vorletzten Einherjer Album erinnert) den höchsten Wiedererkennungswert. Dolk arbeitet mit seiner Stimme zwischen schreien und krächzen. Dennoch ist der Rausschmeißer der eingängigste Song des mit gut 40 Minuten vielleicht etwas kurz geratenen Albums. Doch das sollte kein Grund sein, dem sehr abwechslungsreichen und hervorragend arrangierten Album der norwegischen Black Metaller (mit immer noch leicht vorhandener Pagan Einfärbung) nicht sein Gehör zu leihen.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de