Kamelot „One Cold Winter’s Night“ / VÖ 17.11.2006

 

 

Langsam aber sicher macht mir das Hannoveraner Label Steamhammer wirklich Angst. Nach den Über-DVDs von Rage (2004) und Sodom (2005) greifen die Herren mit den drei roten Buchstaben erneut nach dem Titel „Musik DVD des Jahres“ (lässt man die bombastische Therion Box mal außen vor). Dieses mal mit ihren Melodic Metallern Kamelot, die auf „One Cold Winter’s Night“ alles auffahren, was heutzutage interessant und wünschenswert ist.

 

Keine Angst: Hoffnungslos überladen ist die DVD nicht und genauso wenig wird Effekthascherei betrieben. Vielmehr werden mit viel Fingerspitzengefühl opulente Effekte fließend in die gestochen scharfen Bilder eingefügt, die vor allem mit achterbahnartigen Flügen durch und über das Publikum für ein packendes Konzerterlebnis sorgen. Immer wieder werden dabei Filmsequenzen in das reine Live-Konzert geschnitten, die dem ganzen eine cineastische Dimension verleihen und die das Gesamtwerk damit positiv aus der Veröffentlichungsflut hervorheben. Von wuchtigem Ton untermalt kann man Roy Khan und seine Mitstreiter in absoluter Höchstform erleben, die ein Best-of-Feuerwerk par excellance  abschießen. Ältere Fanlieblinge wie „Center of the Universe“ oder der monumentale Dreiteiler „Elizabeth“ konnten sich dabei zwischen diversen Großtaten vom noch immer aktuellen Überwerk „The Black Halo“ platzieren, welches u.a. mit „Soul Society“, „Abandonend“ und natürlich den Videoauskopplungen „March of Mephisto“ und dem zusammen mit der extra für die Show eingeflogenen Simone Simons dargebotenen „The Haunting“ vertreten ist. Apropos Gäste: Die rothaarige Holländerin war nicht der einzige Gast, der an diesem Abend nach Olso gereist war. Auch Stammproduzent und Musiker Sascha Paeth gab an den Sechssaiten bei „Moonlight“ ein Stelldichein, ebenso wie Mari, die Schwester von Gitarrist Thomas Youngblood, die gar mehrere Stücke stimmlich unterstützte. Will man wirklich nach einem Kritikpunkt fahnden, dann könnte man die beiden Keyboard- bzw. Schlagzeugsoli aufführen, die zwar nett anzuschauen sind, aber auch nicht zwingend nötig gewesen wären (zumindest für die Zuschauer vor der heimischen Glotze).

 

Den Aufzeichnungsort für ihre erste DVD haben Kamelot übrigens geschickt gewählt, gab die Band doch im Rahmen der Tour zu ihrem aktuellen Album erstmalig auch Gastspiele in der Heimat ihres Sängers. Entsprechend ausgehungert feierte der Mob die Band dann auch ab, was einer Live-DVD natürlich wunderbar zu Gesicht steht. Parallel erscheint das ganze übrigens auch als Live-Doppel-CD mit identischer Tracklist.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 15.11.2006