Kaipa "Mindrevolutions" - Plattenkritik / VÖ 30.05.2005

30 Jahre ist es her, seid Kaipa im Jahre 1975 ihr Selbstbetiteltes Debüt vorlegten, wobei von der Urbesetzung nur noch Hans Lundin (Gesang & Keyboard) und Ronie Stolt (ansonsten Gitarrist bei den Flower Kings) übrig geblieben sind. Mit dem aktuellen Werk Mindrevolutions, präsentiert uns die schwedische Prog-Band ihr nunmehr 8.Album, auf dem wie gewohnt Prog-Rock der obersten Anspruchs- und Güteklasse geboten wird.  

Dabei machen es Kaipa einem durchaus nicht leicht, verzichten fast vollständig auf eingängige Ohrwurmmelodien und arrangieren ihre Songs lieber leicht verspielt, immer mit vertrackten Melodien versehen,  die allzeit die gesamte Aufmerksamkeit des Hörers fordern. Jeder Song ist ein kleines Gesamtkunstwerk, bei dem es noch nach wiederholtem anhören etwas Neues zu entdecken gibt, vorausgesetzt man schenkt dem Album die nötige Zeit und Ruhe. Denn etwas haben Kaipa mit Mindrevolutions nicht im Sinn, sie wollen keine Musik erschaffen die man sich nebenher anhören kann, sondern den Hörer dazu auffordern sich intensiv mit diesem Album auseinanderzusetzen. Jene die dazu bereit sind, die Zeit aufbringen um mit diesem Album zu arbeiten, werden mit ganz außergewöhnlichem Liedgut belohnt, das einen gleichzeitig musikalisch Unterhält und Intellektuell fordert. Kaipa zelebrieren mit jeder gespielten Strophe den Prog-Rock der alten Schule, verzichten auf neumodische Spielereinen, sondern verbeugen sich vor den großen Prog-Meistern der 70er Jahre. Dabei kann man die schwedische Gruppe selber als Meister ihres Faches bezeichnen, die ihre Instrumenten perfekt beherrschen und lobenswerterweise auf Selbstverliebte Kapriolen verzichten. Neben der tadellosen instrumentalen Umsetzung, kann vor allem der Gesang von Keyboarder Hans Lundin, Patrik Lundström und der bezaubernden Aleena, die wirklich eine fantastische Stimme ihr Eigen nennt, überzeugen. Dazu gesellt sich noch eine transparente Produktion, die zu keinem Zeitpunkt aufdringlich erscheint und jede einzelne musikalische Komponente Glassklar und mit dem nötigen Feingefühl hervorhebt. Anspieltipps kann man fürs dieses Werk fast keine geben, da wie erwähnt jeder Song seine Zeit braucht um sich zu entfalten, wobei das 25-minütige Mindrevolutions, das verspielte Electric Leaves, das rassige A Pair of Sunbeams oder auch Last Free Indian, mir persönlich besonders gut gefallen.

Kaipa haben mit Mindrevolutions ein Album abgeliefert, das sicherlich nicht jedermann ansprechen wird, da solch ein komplexes Werk alles andere als massenkompatibel ist. So wird dem einen, der sanften und verspielten Prog-Rock von Kaipa zu Langatmig oder gar Langweilig sein, während der bekennende Prog-Fan, in den verschlungenen Melodien und dem bezaubernden Gesang richtiggehend eintauchen wird. Somit fällt es auch schwer, eine Allgemeine Empfehlung für dieses Album auszusprechen, da es sich hierbei eindeutig um eine "Love it or Hate it" Angelegenheit handelt. Dennoch bleibt es ein Fakt, dass Kaipa hier ein meisterliches Album abgeliefert haben, eine musikalische Wundertüte öffnen und jene damit erfreuen werden, die sich auf dieses anspruchsvolle Album einlassen.

Nando Rohner – http://www.sounds2move.de/ / 04.06.2005