Kärbholz "Karma" / VÖ 30.01.2015

 

 

 

Wer den NRW-Vierer Kärbholz bisher arglos im Fahrwasser der (inzwischen zurückgekehrten) Onkelz-Nachlassverwalter verortet hat, sieht sich spätestens dann auf dem Holzweg, wenn er die Jungs im Player hat oder sie live auf der Bühne sieht. Jetzt erscheint mit "Karma" der sechste Langspieler, und der zeichnet sich neben breiten Einflüssen vor allem durch viel Gefälligkeit aus.

 

Rock ´n´ Roll ist ja generell ein sehr beschwingtes Genre, besonders wenn er gut gemacht ist wie im Falle von Kärbholz. Hier hat alles Hand und Fuß, der Gesang ist genretyptisch rau und die Texte angenehm ausgereift und nicht hölzern wie bei manchen Kollegen. Vor diesem Hintergrund ist der bisherige Erfolg nicht weiter verwunderlich (das letzte Album "Rastlos" hat es bis auf Platz 16 der deutschen Albumcharts geschafft) und auch für "Karma" stehen die Zeichen verdammt gut, dass man es besagter Scheibe mindestens gleich tun kann. Gut möglich, dass sogar noch ein bisschen mehr drin ist, denn die Video-Auskopplung "Kein Rock ´n´ Roll" nenne ich mal einen Party-Ohrwurm allererster Kajüte. Besonders gelungen ist neben dem lässigen Singalong der feine Sinn für Humor, der hier an den Tag gelegt wird. Während der Text dem imaginären Gegenüber jeglichen Rock ´n´ Roll-Faktor abspricht, zeigen Kärbholz, dass einem guten Rocksong weder ein Akkordeon noch ein Reggae-Intermezzo (!) etwas anhaben kann. Damit hat man die Lacher und die Herzen der Hörer auf seiner Seite und kann guten Gewissens seinen Angriff auf Tanzbeine und Stimmbänder vorantreiben. Das muss nicht immer 100 Prozent technisch perfekt sein und ist es zum Glück auch nicht, denn wer Plastik sucht, ist hier ohnehin an der falschen Adresse. Fündig werden hier Fans von Punk ("Es fühlt sich richtig an") bis - Überraschung! - Rock ´n´ Roll ("Steh auf", "Wenn Musik da ist", "Das hier ist ewig"), und die dürfen sich freuen, dass Kärbholz auch um die Wichtigkeit von abwechslungsreichem Songwriting wissen. Das lässt durchaus Vergleiche zu den Deutschpunk-Eminenzen Dritte Wahl zu, verzichtet allerdings auf deren Ska-Momente (die mancher ohnehin für entbehrlich hält). Ins Ohr und ins Bein geht die Schose auch so, klingt außerdem zu jeder Zeit authentisch und vermittelt ganz banal vor allem eines: Hörspaß.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de