Judas Priest „A Touch of Evil“ / VÖ 10.07.2009

 

 

 

Das letztjährige Judas Priest Epos “Nostradamus” war bereits von vielen Fans kritisch beäugt worden und wanderte in nicht wenigen Fällen nach nur wenigen Durchläufen in die Untiefen der Plattensammlung ihrer Besitzer. Jetzt reichen Priest uns „A Touch of Evil“ rein, einen Livemitschnitt, der ebenfalls nicht für jedermann interessant sein wird.

 

Denn dabei handelt es sich nicht etwa um ein komplettes Konzert an einem besonderen Ort oder eine Live-Umsetzung ihrer letzten Schlaftablette, sondern eine lose Ansammlung von Live-Songs, die in den Jahren 2005 bzw. 2008 mitgeschnitten wurden und nun erstmalig das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Grundsätzlich positiv muss dabei angerechnet werden, dass nicht bloß eine „Best-of-Scheibe mit Konzertatmosphäre“ präsentiert wird, sondern die Briten hier eher rares Material gebündelt haben. Von „Nostradamus“ finden sich mit „Prophecy“ und „Death“ lediglich 2 Nummern auf der CD, was rein gar nichts aus macht. Allerdings merkt man einigen der „A Touch of Evil“-Stücke auch an, dass sie zwar durchweg angenehmer Stoff sind, gleichzeitig aber auch recht offenkundig zeigen weshalb sie, wenn die Fans vor allem Hits von einer Show erwarten, schnell ins zweite Glied rutschen. Auch müssen sich Downing, Tipton, Halford, Hill und Travis den Vorwurf der Inkonsequenz gefallen lassen, da – Überraschung – an letzter Stelle doch noch schnell eine (durchschnittliche) „Painkiller“-Version mit auf das Album gepackt wurde. Da diese trotz mutmaßlichem Technikeinsatz noch offenbart, dass Rob Halford eigentlich nicht mehr dazu in der Lage ist diese Nummer zufrieden stellend auf die Bretter zu bringen, darf man leider von einem unnötigen Anhängsel sprechen.

 

Dieser Form von geschnippelten Live-Scheiben stehe ich grundsätzlich skeptisch gegenüber, da in den meisten Fällen keinerlei Dramaturgie vorhanden ist und auch sonst viel nach Patchwork klingt. Da bilden Judas Priest leider keine Ausnahme, auch wenn die einzelnen Stücke durchaus gut umgesetzt wurden. Doch was bringt (überwiegend) gutes Songmaterial, wenn der Hörspaß auf der Strecke bleibt? Außer dem Die-Hard-Fan macht man da mit dem Griff zur „Rising in the East“ DVD von 2006 den deutlich geschickteren Schachzug, da besagtes Teil von vorn bis hinten Spaß macht und die Setlist für meinen Geschmack einfach wunderbar ist. Für „A Touch of Evil“ muss man hingegen keinesfalls am ersten Verkauftstag gleich morgens in den Plattenladen stürmen, da man dieses Teil auch später mal für unter 10 Euro am Wühltisch mitnehmen kann. Verzichtbar.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 08.07.2009