Jonne „Jonne“ / VÖ 24.07.2015

 

 

Ganze drei Jahre haben Korpiklaani für ihr kürzlich veröffentlichtes neues Album benötigt. Für die finnischen Fließbandarbeiter sind das gar Slayer´sche oder Metallica´sche Ausmaße. Kein Wunder also, dass sich Sänger, Gitarrist und Bandgründer Jonne Järvelä in der Zwischenzeit gelangweilt und ein Nebenprojekt aus dem Boden gestampft hat. Schlicht Jonne betitelt (Projekt und Album) bietet der umtriebige Finne hier 40 Minuten sehr ursprüngliche Folk Musik. Die Party-Fraktion sollte sich nicht zu früh freuen. Die neun Stücke sind überwiegend ruhig gehalten. Gefühlvolle Geigen sowie diverse andere Instrumente treffen auf mannigfaltige männliche und weibliche Gaststimmen. Die Songs gehen (mit Ausnahme der beiden Coverversionen zum Schluss) nicht direkt ins Ohr, entwickeln ihren „schamanischen“ Spirit erst nach und nach. Neben all den zu erwartenden samischen und skandinavischen Einflüssen, mutet der Opener „Viuluni laulua soutaa“ regelrecht orientalisch an. Ein stilistischer Farbtupfer, der einen allerdings etwas auf die falsche Fährte führt. Geht es beim mit stimmigen weiblichen Vocals angereicherten „Ken söi lapsen lattialta?“ etwas flotter zu, so überwiegen insgesamt die ruhigen Folk-Stücke. Bei „Ämmänkuolema“ finden sich gar entspannte Klavierklänge und „Kuku käki“ ist eine Folk-Ballade, die wohl auch bei einem Korpiklaani-Konzert alle Feuerzeuge zum Leuchten bringen würde. Bei „Metsään on iäksi mieli“ kommen zu leisen Akkordeon- und Akustikgitarrenklängen die Schamanen zu Wort. Die siebenminütige Ballade „Tule Hiidestä hevonen“ wartet mit einigen gesanglichen Akzenten auf (zusammen mit Flöte und Hammondorgel wird ein gewisses 70er Jahre-Feeling aufgebaut, das auf die gleich folgenden Coverversionen hinarbeitet), ist aber insgesamt wohl etwas zu lang geraten. Etwas mehr Tempo hat das anschließende „Leppäyön löyly“, das mit einer dominanten Geige und vielen verschiedenen Stimmen zu gefallen weiß. Und zum Ende kommt dann doch noch ein wenig Stimmung auf. Denkt man bei „Joki“, der ins Finnische übersetzten Version von „Boat on a River“ (Styx) noch „verdammt, woher kenne ich das nur“, gibt es dann beim abschließenden „The Boxer“ (Simon and Garfunkel) kein Halten mehr beim Mitgröhlen.

 

„Jonne“, das übrigens in Finnland bereits vor einem Jahr erschienen ist und nun auch den Weg in unsere Plattenläden gefunden hat, ist für Freunde der gepflegten Folk-Musik eine lohnende Angelegenheit. Auch Korpiklaani-Fans, die nicht nur auf Party aus sind, können dem guten Stück eine Chance geben.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de