Jon Oliva`s Pain "Maniacal Renderings" / VÖ 01.09.2006

Seien wir mal ehrlich: Im Grunde können einem die Savatage Fans schon leid tun. Da warten sie nun schon seit geschlagenen 5 Jahren auf ein neues Album ihrer Lieblingsband, ohne dass ihre Geduld Früchte träge. Vielmehr werden die dahindarbenden Fans andauernd vertröstet, wird dem kommerziell äußerst erfolgreichen Trans-Siberian Orchestra immer wieder der Vorrang gegeben. Doch Gott sei dank gibt es da ja noch Jon Oliva, bekanntermaßen der geistige und kreative Vater von Savatage, der mit seiner neuen Band Jon Oliva`s Pain bei den Fans für eine Art Wiedergutmachung sorgt.

Aus purem Frust heraus, dass sich im Savatage Lager so rein gar nichts regt, hat der "Mountain King" 2004 seine neue Band Jon Oliva`s Pain ins Leben gerufen. Schon mit dem Debütwerk "'Tage Mahal" vermochten Jon Oliva und seine Mannen, die zuvor alle bei Circle II Circle die Instrumente bedienten, sowohl die Presse wie auch die Fans zu überzeugen. Und nun wird mit "Maniacal Renderings" das Zweitwerk nachgereicht, auf dem sprichwörtlich der musikalische Wahnsinn vorherrscht. Nun sollte man dies jedoch nicht als negativen Aspekt auffassen, da dieser Wahnsinn durchaus Methode hat. Denn Jon Oliva wäre nicht Jon Oliva, jene lebende und vergötterte Legende, wenn es ihm nicht gelingen würde jenen musikalischen Wahnwitz zu zähmen und in die richtigen Bahnen zu leiten. So präsentiert sich "Maniacal Renderings" als ein höchst launisches Album, auf dem verschiedenste Stilwechsel an der Tagesordnung sind. Präsentiert sich der Opener noch als knackiger und geradliniger Metalsong, so offenbart der darauf folgende Titeltrack schon einige progressiv angehauchte Richtungswechsel, während sich z.B. "The Answer" als astreine Piano-Halbballade entpuppt. Dabei schimmert in den Songs immer wieder eine leichte Theatralik durch, die man so noch von Savatage her gewohnt ist. Im Allgemeinen kann und möchte der "Mountain King" seine Wurzeln, sprich seine Zeit bei Savatage, nicht verleugnen. Vor allem sein sehr emotionales Keyboardspiel, wie auch die Qualität der vorhandenen Songs, lassen des öfteren die Erinnerungen an vergangene Savatage Großtaten aufleben. Jedoch handelt es sich bei "Maniacal Renderings" nicht um einen billigen Savatage-Abklatsch, sondern eher um ein eigenständiges Album, auf dem die legendäre Band teilweise zitiert wird. In diesem Zusammenhang sticht vor allem "Timeless Flight" hervor, das zweifellos als musikalisches und emotionales Highlight des Albums betrachtet werden kann. Werden in diesem Song doch Ideen von Criss Oliva, dem 1993 tödlich verunglückten Bruder von Jon Oliva verarbeitet, die dieser noch zur "Gutter Ballet" Zeit aufs Papier gebracht hatte. Und obwohl dieser Song die anderen Stücke auf "Maniacal Renderings" überragt, können auch die restlichen Stücke gefallen und mit ihrem hoch stehenden Niveau überzeugen. Wobei festgehalten werden sollte, dass das Album seine Zeit braucht, um sich in den Gehörgängen einzumisten. Jedoch sorgt diese Tatsache für einen lang anhaltenden Unterhaltungswert, da man immer wieder neue Details und Nuancen entdeckt. Und an solchen Merkmalen erkennt man, dass man es mit einem hörenswerten Album zu tun hat. Jon Oliva`s Pain liefern mit "Maniacal Renderings" ein grundsolides Album ab, dass sowohl den Savatage Fans wie auch dem Normalhörer gefallen wird.

Nando Rohner – http://www.sounds2move.de 06.09.2006