Iwrestledabearonce "Late for Nothing" / VÖ 09.08.2013
Auch
wenn sie nicht von allen (möglicherweise gar nur von einer mittelgroßen
Randgruppe) geliebt werden, muss man Iwrestledabearonce eines zu gute
halten: Wie sie im vergangenen Jahr den völlig unvermittelten Ausstieg
ihrer Sängerin Krysta Cameron verarbeitet haben, ist durchaus
bemerkenswert. Nach der völlig überraschenden Erkenntnis, sie sei
schwanger, musste sich die damalige Frontfrau umgehend aus der
laufenden "Warped Tour" ausklinken, was IWABO nicht etwa dazu
veranlasste, eine der größten US-Sommertourneen für harte Riffs zu
verlassen. Stattdessen präsentierte man in Courtney LaPlante quasi über
Nacht eine Nachfolgerin aus dem Dunstkreis der Band.
Nun gehört das Mädel also zum inneren Kern und ist zum festen
Mitglied aufgestiegen, gleichzeitig gibt sie auf "Late for Nothing"
ihren Album-Einstand. Der ist durchaus gelungen und wird Fans
verzücken, bei Kritikern aller Voraussicht nach aber auch wieder für
Kopfschütteln sorgen. Wirklich böse sein kann man ihnen nicht mal, denn
IWABO tischen nach wie vor ein Stil-Gulasch auf, das vor allem
traditionsbewussten Gourmets auf den Magen schlagen dürfte. Hier steckt
Deathcore drin, aber auch eine Priese Electro, dezente Pop-Anleihen,
und sogar der eine oder andere jazzige Anflug ist auszumachen. Das kann
in einem ziemlich abgefuckten Trip wie "Firebees" enden, artikuliert
sich auf "Late for Nothing" darüber hinaus aber auch überraschend oft
in fast schon normalen Songs, die gerade im klar gesungenen Bereich den
Gehörgängen schmeicheln. Eine dramatische, balladesk angehauchte Hymne
wie "Mind the Gap" hätte ich den Amis vorher jedenfalls nicht unbedingt
zugetraut, erinnert das Stück doch auffallend an die schon seit Jahren
aufgelösten Schweden The Provenance. Hitpotential besitzt auch "That's
a Horse of a different Color" (wer denkt sich eigentlich solche Titel
aus?!), ebenso wie "Inside Job". Vermutlich haben sich die Jungs
gedacht, dass man ein Stimmchen wie das von Courtney LaPlante nicht nur
zum Spucken von Gift und Galle verschenken darf, da das Mädel neben
seiner Vielfältigkeit ("I'd buy that for a Dollar") vor allem mit
seinem eindringlichen Klargesang auftrumpft. Möglicherweise war das
auch ein Anreiz für die Instrumentalfraktion, ihr die entsprechend
schnittigen Songs zur Seite zu stellen, was den abermals deutlich
herauszuhörenden, gesteigerten Reifegrad der Stücke erklären könnte.
Iwrestledabearonce haben sich offenbar endgültig davon verabschiedet,
einfach nur um jeden Preis so verstrahlt wie möglich klingen zu wollen
und zeigen sich spätestens jetzt als eine Band, die wirklich den
Anspruch hat, gute Songs zu schreiben. Das macht aus dem L.A.-Fünfer
noch lange keine komplett seriöse Band (siehe Cover), ist in Sachen
Nachhaltigkeit und Langzeitwirkung aber sicher kein Nachteil.
Markus Rutten - www.sounds2move.de